Merzig. Über die Möglichkeiten des Hüftgelenkersatzes informierte Christian Derveaux, Oberarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Klinikum Merzig, im Rahmen der Vortragsreihe für Patienten, Angehörige und Interessierte. Dabei hatte der erfahrene Chirurg auch viele Fragen zu beantworten, beispielsweise zu den bei Hüftgelenksprothesen verwendeten Materialien wie Metalllegierungen, Keramik und Kunststoffen. Ein Abrieb zwischen Kopf und Pfanne - früher eine oft befürchtete Komplikation - komme heute praktisch nicht mehr vor, konnte Derveaux die Zuhörer beruhigen.
Jährlich führen die orthopädischen Chirurgen im Klinikum rund 150 Hüftgelenk-OPs durch. 90 Prozent dieser Operationen erfolgen ohne die Verwendung von Zement. Der zementfreie Hüftgelenkersatz biete verschiedene Vorteile, so der Arzt, vor allem kürzere Operationszeiten und minimiere die Gefahr einer intraoperativen Lungenembolie. Zudem erleichtere diese Methode einen späteren Wechsel des künstlichen Gelenks und zeige tendenziell weniger Komplikationen. Die genaue Vorgehensweise und die Wahl des Materials wird zwar vor der Operation besprochen und festgelegt, könne aber dennoch während der Operation angepasst werden.
Wann ist nun der richtige Zeitpunkt für eine Operation gekommen? Das sei keine Frage des Alters, so Derveaux. „Zu jung“ sei kein Argument, „zu alt“ auch nicht unbedingt. Auch der Röntgenbefund allein sei nicht maßgeblich für die Entscheidung für oder gegen eine OP.
„Entscheidend ist der Leidensdruck“, betont der Mediziner. Eine Arthrose im Hüftgelenk führe fast immer zu einer sehr starken Einschränkung der Lebensqualität. Oft werde eine Hüftgelenksprothese im Alter zwischen 50 und 60 Jahren eingesetzt.
Es gebe jedoch auch Patienten, die infolge eines Unfalls viel früher ein neues Hüftgelenk benötigten, weiß Derveaux, der als Sporttraumatologe auch die deutsche Baseball-Nationalmannschaft betreut.
Ausführlich erläuterte der Facharzt die Veränderungen bei arthritischen Hüftgelenken sowie die Möglichkeiten der Diagnostik und auch der konservativen Therapien und gelenkerhaltenden Alternativen. Den eigentlichen Eingriff des Hüftgelenksersatzes (Hüft-Total-Endoprothese, abgekürzt Hüft-TEP genannt) demonstrierte Derveaux anhand von Bildern und Fotos.
Die zementfreie OP dauert etwa 60 Minuten. Danach dürfe der Patient das Gelenk schon sofort voll belasten und darf sogar am Operationstag unter Aufsicht mobilisiert werden, so der Arzt. Der Krankenhausaufenthalt dauere im Schnitt sieben Tage, danach schließe sich eine Reha an. Die OP-Termine werden so organisiert, dass es im Anschluss direkt in die Reha gehen kann. „Insgesamt dauert es etwa zehn bis zwölf Wochen, bis sie wieder alles so machen können, wie sie es gewohnt sind.“red./wj