Zweibrücken. Das Straßentheater-Spektakel verwandelte die Zweibrücker Fußgängerzone in eine riesige Freiluftbühne. Auf etwa 20 000 Besucher schätzte Kulturamtsleiter Thilo Huble die Besucherzahl insgesamt. Das Festival hatte schon ein bisschen etwas von der Atmosphäre des Stadtfestes, nur ohne Gedränge und krachend laute Musik. An beiden Tagen zeigte sich auch das Wetter von der optimalen Seite, sodass dem bunten Treiben nichts im Wege stand. Wer über die Hauptstraße flanierte, begegnete immer mal einem sogenannten Walking Act, also den diversen Künstlern, die mobil unterwegs waren.
Disco in der Innenstadt
Kaum waren die laufenden Bäume, wohl an den Ents aus Der Herr der Ringe angelehnt, an einem vorbeigezogen, schon erklang Discomusik um die Ecke. Dann zog die exaltierte Truppe der „Danceparader“ vorbei und brachte so manche Besucherin, so manchen Besucher zum Tanzen. Glitzeranzüge und eine (bei dem Wetter sinnlose) Lichtanlage mit Discokugel gehörten natürlich dazu. Da kam „Der Hausierer“ schon etwas romantischer um die Ecke: Als fahrender Musikant ging der Holländer Luc Vaesen durch die Hauptstraße und sang Lieder von Elvis oder Simon & Garfunkel.
„Die Leute hier sind sehr nett, die mögen die Kultur, die absorbieren das.“ Wie immer gab es viele Artisten, die auf Stelzen unterwegs waren. Kein Wunder, man sieht sie dann schon von weitem. Gerade kleine Kinder sind immer sehr von diesen Scheinriesen beeindruckt. Da gab es beispielsweise „Das Orakel der nahen Zukunft“, eine Figur wie aus einem Märchen, die von ganz oben das Geschehen von morgen voraussagte. Oder Los Lachos, die in die Fünfzigerjahre zurückführten: Sie im Petticoat, er als hüftschwingender Elvis mit endlos langen Beinen. Ziemlich dolle trieben es auch Les Enjovileurs aus Frankreich, die samt Stelzen Fahrrad fuhren, herumhüpften oder das Bein hochwarfen. Akrobatik war natürlich auch bei den Floor Legendz angesagt: Die Truppe aus muskulösen Turnerinnen und Turnern zeigte schier unglaubliche Übungen im Handstand. Mehr zum Lachen regte dagegen Picobello’s Verrückte Feuerwehr an.
Hauptbrandmeister auf dem roten Piaggio
Hauptbrandmeister Schröder und Azubi Achim Krawuttke waren da mit einem roten Piaggio Dreirad samt Leiter unterwegs und trieben in dieser Konstellation allerlei Blödsinn. Die Classic Rally Ride verfolgte ein ähnliches Konzept, nur mit Seifenkisten, die den allerersten Automobilen nachempfunden waren. Vielleicht sieht man sie im nächsten Jahr wieder, denn dann soll es um die Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts gehen. In diesem Jahr war das Motto „Forever Young“ - das übrigens für den gesamten rheinland-pfälzischen Kultursommer gilt, dessen Teil das Straßentheater-Spektakel war. Huble empfand in diesem Jahr den Samstag als besonders gut besucht. Der sei in den letzten Jahren schwächer gewesen. Fürs nächste Jahr ließ er durchblicken, dass es vielleicht eine zweite Bühne auf dem Hallplatz geben könnte. „Wir wollen dort eine offene Kulturbühne ausprobieren. Im Vorfeld soll es dazu einen Wettbewerb geben.“
Planung für die Zukunft läuft bereits
Der Kulturamtsleiter denkt dabei an Modenschauen, Wortbeiträge, Comedy oder Musik. Zu den Kosten des Spektakels sagte er, dass es insgesamt etwa 45 000 Euro verschlinge. Davon kämen 14 000 Euro vom Land, den Rest bringe die Stadt auf - wobei auch Einnahmen durch die Standgebühr wieder reinkämen. Von den Verkäufern hörte man Verschiedenes. Helmut Stojan aus Birkenfeld etwa war samstags noch unzufrieden. „Die Kauffreude unter den Menschen war nicht besonders hoch“, meinte er. Sonntags war dieser Unmut bei ihm völlig verflogen, da lief das Geschäft sehr gut. Ähnlich war das bei Käseverkäuferin Lena Jacobs aus Zweibrücken, wobei sie den Samstag vom Verkauf her „normal“ fand. Sonntags strahlte auch sie über beide Backen. Zum guten Schluss des Spektakels trafen sich alle mitwirkenden Künstlerinnen und Künstler auf dem Alexanderplatz zum großen Finale ein.
Dort hatte es für jene, die sich auch mal setzen wollten, Bierbänke und ein Bühnenprogramm gegeben: Samstag spielten dort der Liedermacher Eddy Danco und die Oldie-Coverband „Opa kommt…“, auf der anderen Platzseite gab es ein wunderbar humorvolles Programm mit „Monsieur & die Dame am Klavier“ sowie den Sideshow Charlatans. Sonntags eröffnete die Stadtkapelle das Spektakel, ehe die Couchies ein Sofa auf die Bühne stellten und mit akustischem Swing unterhielten.sedi