Zweibrücken. Alle zwei Jahre, wenn’s auf den Winter zugeht, haben sie ihren Auftritt, die „Westricher Geschichtsblätter“. Grüngewandet wie seit 1981, als sie der damals noch amtierende Pfarrer in Großbundenbach und promovierte Kirchenhistoriker Bernhard H. Bonkhoff zum ersten Male gestaltet hat, herausgegeben vom Historischen Verein Zweibrücken. Und auch für die jetzige Folge 43/44 für die Jahre 2023 und 2024 hat Bonkhoff wieder sehr aufmerksam und umsichtig Zeitungsbeiträge mit historischer Thematik gesammelt und sorgsam aufbereitet. Mit ihren 102 Seiten ist die fein gedruckte broschierte Ausgabe mit zahlreichen Illustrationen gar um ein Drittel umfangreicher als der Vorgängerband.
102 Seiten
Als Bernhard H. Bonkhoff die „Westricher Geschichtsblätter“ vor etwas mehr als 40 Jahren wieder ins Leben rief, konnte er sich auf eine heute 128-jährige Tradition berufen. Bereits 1896 hatte der Historische Verein Zweibrücken die „Westricher Geschichtsblätter“ als monatliche Beilage zur damaligen „Zweibrücker Zeitung“ herausgebracht. Vierzig Jahre lang ging das so, bis der Verein 1936 seine Arbeit einstellen mußte. Bald 40 Jahre dauerte es dann noch einmal.bis es die „Westricher Geschichtsblätter“ wieder gegeben hat.
Und jetzt liegt die neueste Ausgabe unter der Leselampe. Mehr als vierzig Autoren haben mit fast neunzig Beiträgen vielfältigsten Inhalts für ein anregendes und oft spannendes Mixtum compositum gesorgt, in dem sofort ein thematischer Höhepunkt auszumachen ist, die Bibliotheca Bipontina und ihre noch immer offene Zukunft. Welches Schicksal erwartet diese geistige Schatzkammer von unschätzbarem Wert, deren Heimat Zweibrücken ist?
Die furchtbaren Vorkommnisse in den frühen Novembertagen 1938 – 85 Jahre her war das 2023 – wecken erinnerndes Gedenken an die Verzweiflung und die Not der jüdischen Mitbürger.
Da ist die Geschichte von einem lothringischen Widerstandskämpfer, der von dem in Zweibrücken tagenden Volksgerichtshof 1942 zum Tod verurteilt wurde – und überlebte. Man erfährt, wer die Frau von Franz von Sickingen war, die Herrin der Ebernburg, Hedwig von Flersheim. Ehrend wird an Ignaz Roth erinnert, den „Baumeister des neuen Zweibrückens“, der nach 1945 Unfassbares geleistet hat, aber auch an Zweibrückens ersten hauptantlichen Bürgermeister wird gedacht, an Friedrich Roesinger, der „Zweibrücken in eine neue Zeit führte“. Von dem bedeutenden Zweibrücker Kirchenmusiker Johann Heinrich Lützel, ist die Rede, und von dem Militärkapellmeister Ludwig Rixner, der mit seinem Orchester „im Saale des Zweibrückerhofes“ musizierte wobei es „Tivolibier vom Faß“ gab.
Rixners Bruder Josef wurde in München ein berühmter Kompponist, dessen Märsche noch heute oft gespielt werden.
Der Pirmasenser Heinrich Bürkel war einer der großen Maler der Romantik und der Homburger Maler Willi Spiess ein Avantgardist, der in den 1950ern mit glänzenden Kritiken aus Paris zurückkam. Vieles wäre noch aufzuzählen, aber nichts geht über das Lesen.
Zu bekommen sind die neuen „Westricher Geschichtsblätter“ in der Sonnen-Apotheke in der Zweibrücker Füßgängerzone, für die Mitglieder des Historischen Vereins als kostenlose Jahresgabe. red./jj