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Volle Kraft voraus

Bildunterschrift: Dekan Peter Butz und die Nachfolgerin Pfarrerin Silke Gundacker.Foto: Privat
Dekan Peter Butz und die Nachfolgerin Pfarrerin Silke Gundacker.Foto: Privat - (Bild 1 von 1)

St. Ingbert. Am vergangenen Samstag versammelten sich 88 der 100 stimmberechtige Mitglieder der Bezirkssynode, dem Parlament des Kirchenbezirks Zweibrücken, in der Christuskirche in Sankt Ingbert. Die Synode setzt sich aus den Pfarrer*innen des Dekanates und aus Vertretern der Kirchengemeinden zusammen. Zudem durfte die stellvertretende Vorsitzende der Synode, Pfarrerin Verena Krüger auch zahlreiche Gäste begrüßen, die dieser Synode beiwohnen wollten. Schließlich versprach die anstehende Wahl für die Nachfolge von Dekan Peter Butz alles andere als Langeweile.

„Es spricht schon für die Attraktivität des Dekanates, wenn sich gleich vier Bewerbenden sich heute um das Amt bemühen.“, so Dekan Peter Butz. Mit Dr. Jürgen Kaiser kandidierte auch ein gebürtiger Sankt Ingberter, der derzeit Pfarrer am Französischen Dom zu Berlin ist. Der Wahl-Berliner betonte in einer engagierten Rede, dass die Leute wissen müssen, für was die Kirche stehe und dass es auf das „und“ ankommen werde.

Was kann Kirche mit ihren weniger werdenden finanziellen und personellen Ressourcen noch leisten und anbieten. Dr. Kaiser führte auch weiter aus, mit den ehrenamtlich engagierten Menschen im Dekanat eng zusammenarbeiten zu wollen und sich beispielsweise auch regelmäßig mit den Lektor*innen und Prädikant*innen austauschen und Impulse setzen.

Durch die Novellierung der Kirchenverfassung konnten sich Pfarrer Daniel Seel aus Hornbach und Pfarrer Günter Sifft aus Zweibrücken als Team bewerben. Beide versuchten in einem interessanten Vortrag die Vorteile einer Teambewerbung herauszuarbeiten und den Vorzug, mit einem Bein noch in der Gemeindearbeit zu stehen, darzustellen. In ihrer Bewerbungsrede konnten sie mit einigen konkreten und vielfältigen Projekten und Konzepte punkten, mit denen auch in ihrer bisherigen Arbeit schonexperimentiert und somit Erfahrungen gesammelt werden konnten. Ein Schwerpunkt wurde in der ­Jugend- und Familienarbeit ­deutlich.

Grundacker will Ruder herumreißen

Pfarrerin Silke Gundacker lud die Mitglieder der Synode auf eine Schifffahrt ein. „Steigen sie ein! Wir stechen in See!“, rief die Pfarrerin aus Rieschweiler den Zuhörern entgegen. In Anlehnung an das bekannte Kirchenlied „Ein Schiff, dass sich Gemeinde nennt“, verglich Gundacker auch das Dekanat mit einem Schiff, welches auf dem Meer der Zeit unterwegs sei. Doch in den letzten Jahren habe auch dieses Schiff Risse und Löcher bekommen. Sie verwies auf die weiterhin hohen Austrittszahlen, was sich auch in den zur Verfügung stehenden finanziellen Möglichkeiten niederschlägt und durch den zusätzlich aufgetretenen Personalmangel mehr als sichtbar werde.

Pfarrerin Gundacker spüre in diesen Tagen die Unsicherheit vieler Menschen, die sich die Frag stellen, wie es weitergeht, ob sich das Schiff Kirche überhaupt noch halten halte könne. Mit hör- und sichtbarer Begeisterung gibt Pfarrerin Gundacker darauf eine Antwort: „Das Schiff kann sich noch halten, aber die See ist rauer geworden. Darum muss Kirche anders werden!“.

Silke Gundacker appelliert an die Synodal*innen, wie damals die Jünger Jesu in dem von Wellen durchschaukelten Boot auf dem See Genezareth, das Vertrauen in Gott nicht zu verlieren. „Das Schiff mag schaukeln, doch wir alle können etwas tun, damit wieder seetüchtiger wird und Kurs halten kann!“, so Pfarrerin Gundacker. Dabei komme es aber auch auf die Mannschaft und den Zusammenhalt an.

„Jeder und Jede ist bei der Gestaltung der Veränderungen gefragt, gewollt und wichtig!“ so Gundacker weiter. Gerade in dem aktuellen Fahrwasser, mit seinen ganzen Struktur- und Priorisierungsprozessen in der Landeskirche, dass eine Steuerfrau das Ruder übernehme, damit das Boot sicher weiterfährt. Selbstbewusst ließ die Pfarrerin auch keinen Zweifel daran, wer das Ruder übernehmen soll: „Ich möchte diese Steuerfrau, die erst Dekanin im Kirchenbezirk Zweibrücken sein!“

Näher an den Menschen

Sie wolle nah bei den Menschen im Kirchenbezirk sein, der sich von Bottenbach bis nach Ensheim erstreckt. Sie habe den nötigen Kompass und das bedingungslose Vertrauen in den Kapitän des Schiffes, nämlich in Gott. Sie wolle in den kommenden Jahren Moderator und Koordinator im Dekanat sein, aber auch Impulse setzen. So regte sie in ihrer Bewerbung schon an, in Kooperation mit der Jugendzentrale, Jugendliche zu motivieren, Gottesdienste zu konzipieren und diese in die verschiedenen Kirchengemeinden zu tragen.

„Die Kinder und Jugendliche sind eine für unsere Zukunft wichtige Ressource und sie sollen Teil unserer Schiffsmannschaft sein und tatkräftig mitrudern!“, so die 58-jährige Pfarrerin, die in Schwärmen gerät, wenn sie von der Vielfalt an Engagement so vieler Menschen in allen Altersgruppen redet. Wie wichtig ihr dabei auch die Arbeit und das Herzblut der Mitarbeiter*innen der Häuser der Diakonie ist müsse sie nicht extra betonen. Die Kirche müsse ein Schiff sein, welches auch offen für neue Passagiere und Mannschaftsmitglieder sein soll. Daher wirbt sie für eine offene Kirche, die nicht nur ihre Türen öffnet, sondern auch raus auf die Straßen geht und das Gespräch mit den Menschen sucht. „Hissen wir gemeinsam die Segel, lichten den Anker und dann volle Kraft voraus!“ versprühte die Pfarrerin Optimismus und Zuversicht.

Dies kam offenbar bei vielen der Synodal*innen gut. Verfehlt Silke Gundacker im ersten Wahlgang noch knapp die nötige Mehrheit, setzte sie bereits im zweiten Wahlgang zu einer Punktlandung an und erreicht mit 45 Stimmen die notwendige Mehrheit. Anfängliche Rührung verwandelte sich schnell in eine strahlende Freude bei der zukünftigen Dekanin.

Junge Menschen werden miteinbezogen

Sie wolle positiv und mit Zuversicht für die Veränderungsprozesse werben und die Menschen dabei mitnehmen und versuchen ihre Ängste und Bedenken in Zuversicht und Hoffnung zu verwandeln. Einer ihrer ersten Wege werde sie auf eine Couch im Jugendcafé „sBonnie“ führen, um mit der jüngeren Generation ins Gespräch zu kommen.

„Die Sichtweisen, Bedürfnisse und Ideen der jungen Leute, kann für uns auch eine Quelle der Inspiration sein!“, erklärt Pfarrerin Gundacker. Wenn sie an ihr neues Wirkungsfeld denke, was auch die Stadt Zweibrücken umfasse, kommt ihr direkt das Landgestüt in den Sinn. „Im Landgestüt würde ich gerne mal einen besonderen Gottesdienst gestalten“, strahlt begeisterte Silke Gundacker, die für solche Gottesdienste an besonderen Orten in ihren bisherigen Gemeinden bekannt ist und so Menschen mit der Botschaft Jesu erreiche, die es nicht mehr in die Sonntagsliturgie ziehe.

Die zukünftige Dekanin zeigt sich auch überwältigt von dem hohen Maß an kollegialer Unterstützung, die sie bereits direkt nach der Wahl von vielen Kolleginnen und Kollegen, aber auch von vielen ehrenamtlich engagierten Mitchrist*innen zu gesagt bekommen habe.

„Ich freue mich auf mein neues Amt, die Möglichkeiten des Gestaltens und die vielen spannenden Begegnungen mit Menschen im Dekanat. Also Volle Kraft voraus!“, so abschließend die frisch gewählte Dekanin Silke ­Gundacker.red./wj

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