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Traditionelles Maisingen in Werschweiler: Ein Brauch lebt weiter

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Werschweiler. Seit über einem Jahrhundert ziehen die Schulmädchen bis 14 Jahre des Dorfes am Morgen des 1. Mai singend von Haus zu Haus, um den Frühling zu begrüßen. Das traditionelle Maisingen ist ein fester Bestandteil des Dorflebens und wird von Generation zu Generation weitergegeben.

Schon Wochen vor dem großen Tag beginnen für die ältesten Mädchen die Vorbereitungen. Sie laden die jüngeren Mädchen zum Einstudieren von traditionellen Frühlingslieder ein. Einmal pro Woche erklingen nun fröhliche Melodien, während sich die Gruppe auf den 1. Mai einstimmt.

Zwei Tage zuvor ziehen die ältesten Mädchen mit einer Säge und einem Handkarren in den Wald. Dort wählen sie sorgfältig eine junge Birke aus, die gefällt und mit in das Dorf gebracht wird. Auch Lerchenzweige werden gesammelt, eingeweicht und für den nächsten Tag vorbereitet. Einen Tag vor dem großen Singen geht es ans Kränzebinden: Aus bunten Frühlingsblumen und Lerchenzweigen entstehen wunderschöne Kopfkränze, die jedes Maimädchen individuell erhält. Gleichzeitig wird der Maibaum mit Kreppbändern und Blumenschmuck festlich dekoriert.

Am Morgen des Maisingens, pünktlich um 8:00 Uhr, versammeln sich die Mädchen. An der Spitze des Zuges der bunt geschmückte Maibaum. Dahinter ziehen alle Maimädchen durch das Dorf, um die Bewohner mit ihren Liedern zu erfreuen. Eier, Butter, Speck und Geld werden in Eimern, Schüsseln und Körben gesammelt – eine Belohnung für die fröhlichen Frühlingsbotinnen.

Gegen Nachmittag endet der festliche Umzug. Beim ältesten Mädchen der Gruppe (dieses Jahr bei Jana Eller) versammeln sich alle Teilnehmerinnen zu einem gemeinsamen Mahl: Rührei, Spiegelei oder Speckeier – frisch zubereitet aus den gesammelten Zutaten. Während die Mädchen genießen, blicken sie bereits auf das nächste Jahr und wissen: Auch 2026 werden sie wieder singen, um den Frühling willkommen zu heißen.

Das Maisingen in Werschweiler bleibt eine gelebte Tradition, die das Dorf jedes Jahr aufs Neue mit Freude und Gemeinschaftssinn erfüllt.

 

Unsere Leserreporterin Sina Eller aus St. Wendel

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