Völklingen. „Hier ruht in Gott mein lieber N*** I Chim Bebe I gestorben 1912 im Alter von 26 Jahren“. Die Grabinschrift für den in der westafrikanischen Kolonie Togo Geborenen auf dem Alten Friedhof von Saarlouis zeigt, wie nahe Afrika ist – auch im Saarland.
Obwohl wir alle ursprünglich Afrikaner sind und die ägyptische Kultur uns prägt bis heute, obschon die Getreidekammern des Römischen Reiches in Nordafrika zu finden waren und im Mittelalter mächtige Königreiche in Afrika existierten, wird der Kontinent Afrika seit den Zeiten von Mercator auf Weltkarten kleiner als in der Realität dargestellt und bis heute in seiner geografischen Größe sowie globalgeschichtlichen Bedeutung unterschätzt – trotz seiner prähistorischen Rolle als Wiege der Menschheit.
Die Ausstellung „The true Size of Africa“ ist bis 17. August 2025 im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu sehen.
„The true Size of Africa“ erprobt Annäherungen, die Denktraditionen, Vorurteile und Stereotypen aufspüren und neue Sichtweisen ermöglichen – mittels Kulturgeschichte und Gegenwartskunst, durch stetige Perspektivwechsel und künstlerische Vielstimmigkeit. „Wir wollen Augenöffner sein, nicht nur Augenweide. Wir wollen bewegen und begeistern gleichermaßen“, so Dr. Ralf Beil, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte und Kurator der Ausstellung.
Während ein Museum of Memorability Afrika in Geschichte und Gegenwart vom kolonial geprägten Europa aus reflektiert, treten afrikanische Skulpturen und Objekte aus saarländischen Privatsammlungen in einen Dialog mit den Maschinen und Schwungrädern der historischen Gebläsehalle. Leitidee ist dabei eine methodische Blickumkehr. Die Industriemoderne, die Europa immer wieder verdunkelt hat, trifft hier in der Völklinger Hütte auf ein vielseitig erhellendes Afrika. red./dos