Segen für Mensch und Tier

Pfarrerin Elisabeth Beck (rechts) segnet Kim Gundackers Kaninchen Bob; in der Bildmitte Kims Mutter Tatjana Gundacker. Foto: v. Waldow
Pfarrerin Elisabeth Beck (rechts) segnet Kim Gundackers Kaninchen Bob; in der Bildmitte Kims Mutter Tatjana Gundacker. Foto: v. Waldow - (Bild 1 von 1)

Zweibrücken. Auf dem großen Platz des Vereins für Deutsche Schäferhunde Niederauerbach herrschte im Spätnachmittag eine ganz besondere Atmosphäre. Neben den üblichen Mitgliedern hatten sich Hunde aller Größen und vieler Rassen mit ihren Menschen, zahlreiche Kinder mit Kuscheltieren und auch ein Kaninchen versammelt, um gemeinsam mit den beiden Pfarrerinnen Silke Gundacker und Elisabeth Beck einen Segnungs-Gottesdienst für Mensch und Tier zu feiern. Noch eine Stunde zuvor hatte es kräftig geregnet, doch wer sich trotz der dadurch erheblich abgekühlten Temperaturen getraut hatte zu kommen, wurde mit Sonnenschein und einem stimmungsvollen Gottesdienst belohnt. Silke Gundacker, die bereits vor Jahren in Contwig einen Tiergottesdienst angeboten hatte, war ganz begeistert von dem großen Platz und dem Engagement des Zweibrücker Vereins. Strahlend lobte sie: „Sie haben sich so viel Mühe gegeben und alles so toll vorbereitet, Tische aufgestellt, Getränke aufgebaut, Brezeln gebacken, Würstchen gegrillt.“ Den Brezelständer allerdings funktionierten die beiden Kirchenfrauen kurzerhand zu einem Kreuz um und schmückten gemeinsam mit den Kindern den Altar mit Blumen und Kerzen aus dem Vereinsheim, bis er angemessen festlich war.

„Herein, herein, Mensch und Tier gemeinsam“

Da es sich um einen Mitmach-Gottesdienst handelte, hatte die Familienpfarrerin des Dekanats Zweibrücken Bewegungslieder mitgebracht. Bei „Herein, herein, Mensch und Tier gemeinsam“ wurde allen schnell wärmer. Zu „hält Gott seine Hände über mir und über Dir“, durften alle ihre Hände entweder über einen anderen Menschen oder ihr (Kuschel)Tier halten. Elisabeth Beck erzählte lachend: „Nur bei „du hast uns deine Welt geschenkt“ haben wir alle sehr vornehm und leise geklatscht, um die Hunde nicht zu erschrecken.“

Doch die Tiere waren zu ihrem Erstaunen alle sehr ruhig und freundlich miteinander. So konnte sie auch ihren Kirchenkater Carlos dazu bewegen, aus seinem großen Korb zu kommen. Silke Gundacker hatte ihn schnarchen gehört, so dass ihn alle wecken mussten. Außerdem hatte Carlos Sorge vor der großen Flut, denn Elisabeth Beck erzählte ihm und den Kindern zwischen Baby und Zehn-/Elfjährigen die Geschichte von der Arche Noah. Mensch und Tier in einem Boot verglich sie mit dem Zusammenleben in einer Familie. Währenddessen zeigte Silke Gundacker die kleine, mitgebrachte Arche herum. Die beiden waren von ihrem ersten gemeinsamen Gottesdienst begeistert. Sie bestätigen: „Wir haben uns sehr gut verstanden und alles hat ohne große Absprache wie selbstverständlich harmoniert.“ Zum ersten Mal hatte Silke Gundacker Elisabeth Beck und Carlos erlebt und war fasziniert, wie ihre Kollegin den eigenwilligen Kater zum Leben erweckte. Schnell stellte sie fest: „Das kommt nicht nur bei den Kindern super an.“ Da auf Grund der unsicheren Witterung doch einige der angemeldeten Besucher wieder abgesagt hatten, konnten sich beiden Pfarrerinnen viel Zeit für jeden Einzelnen nehmen.

„Das kommt nicht nur bei den Kindern super an“

Statt einem großen, allgemeinen Segen, gingen sie spotan von Familie zu Familie, sprachen mit den Menschen und erfuhren viel über deren Tiergeschichten, über Freuden oder Sorgen. Jeder konnte sich wünschen, wofür gebetet werden sollte und freute sich über die so ganz individuellen, spontan formulierten Gebete und den Segen. Die meisten wünschten sich, noch viel Zeit mit ihrem vierbeinigen Liebling zu verbringen, doch gab es auch konkrete Heilungswünsche, etwa für die so überaus ängstliche und unsichere Hündin. Einige Kinder hatten ihre Kuscheltiere mitgebracht, sogar einen kleinen Tiger und einen Pinguin. Eine Frau hatte, unsicher, ob ihre Hunde mit der unbekannten Gruppe klar kommen, stellvertretend Fotos von ihnen eingesteckt, um sie auf diese Weise segnen zu lassen. „Es war sehr bewegend.“ Darin sind sich die beiden Pfarrerinnen einig. Sie freuen sich, so mit den Menschen in Kontakt zu kommen. „Dann kommen sie auch zu Veranstaltungen“, bestätigen beide, denn Elisabeth Beck konnte einige ihrer Täuflinge aus diesem und aus den Vorjahren oder ehemalige Teilnehmer-Familien an ihren regelmäßigen Alpaka-Wanderungen begrüßen. Selbst Kollege Matthias Strickler aus Niederauerbach erschien mit Sohn Aaron und Hündchen Willi Wuffi. Silke Gundacker hat festgestellt, dass seit der intensiveren Zusammenarbeit der Geistlichen in Kooperationszonen das Interesse an der gegenseitigen Arbeit und das Miteinander, der Austausch über viele Themen deutlich zugenommen haben. „Das ist immer wieder eine neue Herausforderung und macht riesig Spaß, in neuen Teams neue Formate auszuprobieren, andere Gemeinden und neue Orte kennen zu lernen.“ So wird die Pfarrerin von Rieschweiler-Mühlbach, Maßweiler und Reifenberg zu den Mühlentagen am 11. Oktober um 17 Uhr zusammen mit ihrem geschätzten katholischen Kollegen Lars Harstik einen ökumenischen Gottesdienst an der Weihermühle zu dem Thema „Wasser wirkt neues Leben“ feiern. Elisabeth Beck will auf jeden Fall vor Weihnachten wieder zu einer Pamperskirche in die Alexanderskirche einladen – natürlich zusammen mit Carlos. Und auch weitere gemeinsame Gottesdienste für Tiere oder in anderen Formaten können sich die beiden Pfarrerinnen gut vorstellen. „Es war jetzt nach langer Zeit das erste Mal und das Wetter hat nicht so richtig mitgespielt“, sehen beide als Ursache dafür, dass statt der avisierten 50 bis 60 Teilnehmenden rund 30 bis 35 erschienen sind. Sonst wäre erstmals auch ein Pferd dabei gewesen. Doch das dürfe wieder wachsen. Sofern es für den Schäferhundverein passend ist, können sie sich einen Tier-Familiengottesdienst gut an einem Sonntag vor den Sommerferien vorstellen.

cvw

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