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Schweres Gepäck im Auto: Tipps für einen besseren Kraftstoff- und Stromverbrauch

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Vollgepackt in den Urlaub? Nicht nur bei solchen Gelegenheiten lässt die Zuladung den Verbrauch des Autos steigen. Foto: @Kirill Gorlov – stock.adobe.com - (Bild 1 von 1)

Urlaub, Großeinkauf oder Umzug: In vielen Situationen werden Fassungsvermögen und maximale Zulast deines Autos ziemlich ausgereizt. Was auf der einen Seite praktisch ist, bedeutet auf der anderen in der Regel einen erhöhten Kraftstoff- oder Stromverbrauch. Aber selbst bei schwerem Gepäck im Fahrzeug gibt es verschiedene Möglichkeiten, um den Verbrauch zu optimieren.

 

Wie stark beeinflusst das Gewicht den Kraftstoffverbrauch bei Pkw?

 

Grundsätzlich macht sich das Gewicht bei Fahrten mit dem Auto immer bemerkbar, insbesondere bei Steigungen oder beim Beschleunigen. Das betrifft Verbrenner-Modelle genauso wie E-Autos. Genauso gilt in beiden Fällen, dass sich der Verbrauch durch zusätzliches Gewicht verschlechtert.

Genaue Angaben lassen sich dazu jedoch pauschal nicht machen. Faustformeln geben zwar eine ungefähre Richtung an, wie viel Mehrverbrauch je 100 Kilogramm mehr Gewicht zu erwarten ist. Präzise Werte ließen sich aber nur dann ermitteln, wenn die jeweiligen Ausstattungsmerkmale der einzelnen Fahrzeuge bei der Berechnung berücksichtigt sind.

Laut ADAC liegt der Mehrverbrauch durchschnittlich bei bis zu 0,3 Litern Kraftstoff pro 100 Kilogramm Zusatzlast. Besonders im Stadtverkehr mit häufigem Abbremsen, Stehen und erneutem Beschleunigen macht sich das zusätzliche Gewicht beim Kraftstoffverbrauch bemerkbar.

 

Wie wirkt sich Zuladung bei E-Autos aus?

 

Bei E-Autos spielt das Gewicht ebenfalls eine große Rolle, denn je geringer das Gesamtgewicht, desto geringer ist der Stromverbrauch. Dadurch erhöht sich wiederum die Reichweite. Umgekehrt heißt das: Je höher die Zulast, desto höher ist der Stromverbrauch und umso geringer ist die Reichweite.

Das Fraunhofer Institut für Chemische Technologien (ICT) und das KIT-Institut für Fahrzeugsystemtechnik haben in einem Modellversuch mit einem E-Golf von VW ermittelt, dass 100 Kilogramm Zuladung einen um 4 Prozent erhöhten Energiebedarf bedeuten.

Versuche von ADAC-Ingenieuren haben im Gegensatz dazu allerdings ergeben, dass die Differenz beim Verbrauch zwischen einem unbeladenen E-Auto und einem vollbeladenen (mit einer Zuladung von 280 Kilogramm) bei lediglich 6 Prozent lag. Ein Faktor bleibt das Gewicht dennoch.

Unabhängig davon, ob du deinen Benziner oder dein E-Auto bei der nächsten Gelegenheit gerne vollladen möchtest, musst du also mit einem höheren Verbrauch rechnen. Es gibt allerdings eine Vielzahl an Möglichkeiten, um den Mehrverbrauch trotz des zusätzlichen Gewichts etwas auszugleichen.

 

Tipp 1: Alle physikalischen Größen berücksichtigen

 

Es sind nicht allein Gewicht und Masse, die den Verbrauch an Kraftstoff bzw. Strom maßgeblich beeinflussen. Als zweite physikalische Größe ist der Luftwiderstand maßgeblich über ein Mehr oder Weniger im Tank oder Akku. Fahrzeuge mit hoher Stirnfläche oder einem hohen, breiten Aufbau verbrauchen deshalb schon grundsätzlich mehr als aerodynamischere Modelle.

Wichtig wird dieser Zusammenhang auch dann, wenn ein Teil der Zuladung ausgelagert wird, etwa mit Hilfe einer Dachbox. Unter anderem für Familien mit Kindern sind Dachboxen nach wie vor eine praktische Lösung, um mehr Stauraum zu schaffen. Neben der passenden Größe, der maximalen Dachlast sowie Zuladung solltest du gleichzeitig darauf achten, den Luftwiderstand nicht zu stark zu vergrößern.

In der Regel sind Dachboxen für Autos aber so gestaltet, dass die Luft ohne größeren Widerstand über sie hinweg abströmen kann. Auf diese Weise lässt sich der höhere Verbrauch durch die Zuladung zumindest teilweise kompensieren. Wenn du die Dachbox oder ähnliche Aufbauten nicht mehr benötigst, solltest du sie umgehend abbauen. Immerhin bedeuten sie selbst im leeren Zustand zusätzliches Gewicht und mehr Luftwiderstand.

 

Tipp 2: Geschwindigkeit anpassen

 

Eine grundlegende Empfehlung, um kraftstoff- und stromsparend zu fahren, betrifft die Geschwindigkeit. Denn es ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll, Höchstgeschwindigkeiten zu vermeiden – selbst, wenn sie erlaubt sind.

Zum einen führt schon die doppelte Geschwindigkeit beim Fahren zu einem viermal höheren Luftwiderstand. Entsprechend steigt der Verbrauch, wenn du das Gaspedal zu oft und zu lange durchtrittst. Bei Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h steigen Kraftstoff- und Stromverbrauch sehr schnell an.

Bei einem Mittelklasse-Auto, dessen Verbrauch bei einem Tempo von 100 km/h noch bei etwa 6 Litern auf 100 Kilometern liegt, steigt er bei einer Geschwindigkeit von 160 km/h auf etwa 10 Liter an. Ganz ähnlich verhält es sich übrigens bei E-Autos, hier steigt der Verbrauch ebenfalls überproportional an, je höher die Durchschnittsgeschwindigkeit ist.

Da das mit häufigeren Pausen zum Aufladen einhergeht, lohnt sich das schnellere Fahren erst recht nicht. Bleibst du – vor allem auf längeren Fahrten – in einem konstanten Geschwindigkeitsbereich, kommst du trotzdem zügig an und musst nicht öfter Aufladen als notwendig.

Konstante Geschwindigkeit ist außerdem sinnvoll, da Bremsen genauso wie Beschleunigen viel Energie benötigt. Die Lösung ist vorausschauendes Fahren: Gleichmäßige Bewegung bei konstantem Tempo verbessert in Kombination mit einer defensiven Fahrweise nicht nur den Verbrauch deines Autos. Du trägst damit gleichzeitig zur Sicherheit im Verkehr bei, weil du Fehler anderer früher erkennen und rechtzeitig reagieren kannst.

 

Tipp 3: Reifen und Reifendruck optimieren

 

Wenn sich das Gewicht des Fahrzeugs nicht reduzieren lässt, bleiben noch genügend andere Bereiche, in denen du Verbesserungen für einen niedrigeren Verbrauch erzielen kannst. Ein wichtiger Faktor sind zum Beispiel die Reifen.

Energiespar- oder Leichtlaufreifen verfügen über einen sehr geringen Rollwiderstand. In der Anschaffung sind sie teurer als konventionelle Reifen, durch ihre Eigenschaften helfen sie dir aber dabei, den Verbrauch und damit deine Kosten langfristig zu senken. Nach Angaben des Umweltbundesamtes ist ein um bis zu 5 Prozent geringerer Kraftstoffverbrauch möglich. Der ADAC geht von einem Einsparpotenzial von bis zu 0,5 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer aus.

Daneben solltest du regelmäßig den Luftdruck der Autoreifen überprüfen. Das gilt umso mehr, wenn Touren mit mehr Zuladung anstehen. Liegt der Luftdruck auch nur 0,3 bar unter dem empfohlenen Wert, erhöht sich der Rollwiderstand bereits – und sorgt damit für einen vermeidbaren Mehrverbrauch.

Sofern es die Herstellerangaben zulassen, kannst du den Reifenluftdruck möglicherweise sogar moderat erhöhen, um den Rollwiderstand zu reduzieren. Das ist aber nur empfehlenswert, wenn die Bedienungsanleitung ein solches Vorgehen ausdrücklich beschreibt.

 

Tipp 4: Elektrische Verbraucher im Auto abstellen

 

Sie bieten zusätzlichen Komfort, vor allem auf längeren Fahrten, aber gerade dann sind sie ein erheblicher Faktor für den Stromverbrauch: Elektrische Geräte in deinem Auto werden in einem Verbrenner von einem Generator mit elektrischer Energie versorgt, den wiederum der Verbrennungsmotor antreibt. Bei einem E-Auto gibt es diesen Umweg gar nicht. Hier wird alles direkt aus dem Akku gespeist.

In jedem Fall steigt der Verbrauch mit jedem eingeschalteten Gerät – von der Klimaanlage bis zur Beleuchtung. Anders als beim Luftwiderstand oder dem Gewicht machen sich die elektrischen Verbraucher nicht bei der Beschleunigung oder bei Steigungen bemerkbar. Bei ihnen ist die Nutzungsdauer der ausschlaggebende Punkt.

Je länger die Fahrt dauert, desto stärker wirken sich die Geräte auf den Verbrauch aus:

Klimaanlagen verursachen – abhängig vom Fahrzeugmodell, der Technik und den Einstellungen – einen Mehrverbrauch von rund 0,3 bis 1,5 Litern Kraftstoff pro 100 Kilometer.

Die Standheizung steigert den Kraftstoffverbrauch um 0,2 bis 0,5 Liter pro Stunde.

Oft genug ist der Einsatz der elektrischen Ausstattung unverzichtbar. Dabei geht es nicht einmal um mögliche Diskussionen mit den übrigen Mitfahrern über die angenehmste Innenraumtemperatur. Ein angenehmes Innenraumklima hilft dir auch, auf längeren Fahrten fit zu bleiben.

Um eine Balance zwischen Komfortgewinn und Verbrauchsoptimierung zu schaffen, solltest du genau abwägen, wie lange die einzelnen Geräte zum Einsatz kommen und wie du sie einstellst. Falls möglich, beschränkst du die Nutzung auf ein notwendiges Minimum. Ausnahmen sind ausdrücklich die Beleuchtung, die Scheibenwischer und die Scheibenheizung. Diese sind unverzichtbar für deine Sicherheit und die deiner Mitfahrer.

Die naheliegende Alternative zur Klimaanlage ist im Übrigen ebenfalls nicht besser für den Verbrauch: Bei geöffneten Seitenfenster verändert sich die Luftströmung entlang deines Autos und beeinflusst damit den Kraftstoff- und Stromverbrauch. Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h steigt der nämlich um etwa 0,2 Liter, wenn du die Fenster auf beiden Seiten geöffnet hast. Diese Lösung ist wirklich nur dann besser als die Klimaanlage, solange du bei niedrigen Geschwindigkeiten unterwegs bist. pr/wj

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