Zweibrücken. Alle zwölf Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden. „Blutkrebs ist eine Erkrankung des blutbildenden Systems, bei der der Körper funktionsunfähige Blutkörperchen bildet“, erklärte am Dienstag Atakan Köylüoglu in der Aula des Zweibrücker Hofenfels-Gymnasiums. Der junge Mann war im Auftrag der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) an die Schule gekommen, um die Schüler der Oberstufe für das wichtige Thema Stammzellenspende zu sensibilisieren, zu informieren und schlussendlich auch für eine Registrierung als potenzieller Stammzellenspender zu werben.
60 neue potenzielle
Stammzellenspender
„Heute wollen wir uns die Frage stellen, warum du wichtig bist“, eröffnete er seinen Vortrag und erläuterte: „Du bist wichtig, weil du die Chance hast, jemandem das Leben zu retten. Wir bei der DKMS haben zwölf Millionen Registrierte, weltweit sind es 40 Millionen. Das klingt erst mal viel, ist es aber nicht. Denn einen passenden Spender zu finden ist sehr, sehr schwierig.“
In einem kurzen Filmbeitrag berichtete eine Betroffene von ihrer Erkrankung; dass zunächst ihre Cousine ihr das wichtige Knochenmark habe spenden können, doch, nachdem die Krankheit ein zweites Mal zurückgekommen sei, sie eine weitere Stammzellenspende benötigte. „Meine Spenderin hat mir das Leben gerettet“, schloss die 25-jährige Christine ihren berührenden Beitrag.
Seit der Einführung des DKMS-Schulprojekts vor 20 Jahren haben sich mehr als 560 000 Schüler als potenzielle Lebensretter registrieren lassen. Rund 6600 von ihnen konnten mit ihrer Stammzellspende bereits helfen. Der ehemalige HFG-Schüler Paul Kreiner zum Beispiel, der Anfang 2023 mit einer Stammzellenspende einer Frau aus den USA eine zweite Lebenschance ermöglichen konnte. Um den Oberstufenschülerinnen und Schülern davon zu erzählen, war er am Dienstag an seine alte Schule gekommen, wo er sich 2018 selbst als Stammzellenspender hatte registrieren lassen. „Als im Dezember 2022 das Einschreiben der DKMS bei mir im Briefkasten eintrudelte, war mir sofort klar, dass ich das mache, auch weil ich wusste, was dahintersteckt“, erzählte er. „Es gab zunächst eine paar Untersuchungen und Gespräche, um abzuklären, ob die Spende medizinisch auch funktioniert. Ich wurde auch ganz deutlich darüber aufgeklärt, dass wenn ich mich jetzt für eine Spende entscheide, später aber doch noch abspringe, der Patienten mit ziemlicher Sicherheit verstirbt“, berichtete Paul Kreiner. Er erklärte: „Das liegt daran, dass Patienten zur Vorbereitung auf eine Stammzellentransplantation eine hochdosierte Chemotherapie bekommen.“
Das habe in ihm ein großes Verantwortungsgefühl ausgelöst. Die Spende an sich sei sehr unproblematisch gewesen. „Wie bei einer Blutwäsche wurden meine Stammzellen direkt aus meiner Blutbahn gewonnen. Das nennt man periphere Stammzellespende im Gegensatz zur Knochenmarkspende“, informierte Kreiner. Das ganze habe rund dreieinhalb Stunden gedauert. Währenddessen habe ich auf dem Tablet Filme geschaut“, erinnerte er sich.
Auch die Tabletten, die er zuvor haben nehmen müssen, um die Stammzellenproduktion anzukurbeln, seien gut verträglich gewesen. „Das wirklich Tolle für mich war aber, als mir meine Stammzellenempfängerin später geschrieben hat, dass sie jetzt vollkommen geheilt ist und wieder in ihren Beruf zurückkehrt. Das war wirklich sehr, sehr herzergreifend für mich und ein Gefühl, das man mit Worten nicht beschreiben kann.“ Von daher könne er nur jedem empfehlen, sich registrieren zu lassen. „Es ist ganz einfach, völlig schmerzlos und ohne großen Aufwand möglich. Im Übrigen kann es ja auch jeden selbst treffen. Dann ist man froh, wenn es irgendwo auf der Welt einen genetischen Zwilling gibt, der registriert ist.“
Am Ende nutzen knapp 60 Schüler und auch ein paar Lehrer, die Möglichkeit, sich innerhalb weniger Minuten registrieren zu lassen. Mittels einer App und einem Wangenschleimhautabstrich gelangt man in die weltweite Stammzellendatenbank und wird zum potenziellen Lebensretter.
Um die Durchführung der Aktion kümmerten sich die Schüler der Sanitäts-AG. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Anja Becher hatten sie den Impuls für die Registrierungsaktion an ihrer Schule gegeben. „Das machen wir im Schnitt alle zwei, drei Jahre und das schon, seit es die Aktion gibt“, sagt Anja Becher.
Die Registrierung lässt sich übrigens auch ganz bequem von zuhause aus durchführen.
Weitere Infos dazu unter
www.dkms.de ebh