Mit 30 PS auf Charity-Trip

Besonders freute sich Jan-Erik Nord über spontane Spenden, denn sein Charity-Trabi sorgte überall für Aufmerksamkeit.Foto: v. Waldow
Besonders freute sich Jan-Erik Nord über spontane Spenden, denn sein Charity-Trabi sorgte überall für Aufmerksamkeit.Foto: v. Waldow - (Bild 1 von 2)
Ein Stück weit führte die Charity-Route von Jan-Erik Nord auch über die berühmte Route 66.Foto: v. Waldow
Ein Stück weit führte die Charity-Route von Jan-Erik Nord auch über die berühmte Route 66.Foto: v. Waldow - (Bild 2 von 2)

Zweibrücken. Mit seinem Trabant ist der Zweibrücker Kommunikationsdesigner Jan Erik Nord seit Ende Juni unterwegs von Baltimore nach San Francisco. Mit seinem Wohltätigkeits-Trip will der Familienvater Spenden zur Behandlung der vierjährigen Käthe aus Zwickau sammeln. Die Kleine leidet an der seltenen Schmetterlings-Krankheit.

„Lauf, Trabi, Lauf!“ Das sind wohl die Worte, die Jan Erik Nord in den letzten fünf Wochen am häufigsten gesprochen und gedacht hat. Bald fordernd, bald flehend – ein Bad der Gefühle zwischen Zweifel und Hoffnung. Seit dem 26. Juni ist der Zweibrücker Kommunikationsdesigner, Autor und Fotograf, mit seinem Trabi 601 auf seinem Road-Trip quer durch Amerika, von Baltimore nach San Franzisco: 6000 Meilen (fast 9700 Kilometer) mit nur 30 PS. Doch nicht allein zum Spaß, wie der 42-jährige Familienvater ursprünglich geplant hatte. Aus der privaten Abenteuer-Tour hat Jan Erik Nord einen Charity-Trip, einen Wohltätigkeits-Trip für die kleine Käthe gemacht.

Die Vierjährige aus Ostdeutschland leidet an der bislang wenig erforschten, durch einen Gendefekt verursachten, Schmetterlingskrankheit. Die Haut der Kleinen ist so empfindlich wie die Flügel eines Schmetterlings – daher der Name. Kennen gelernt hat sie Jan Erik Nord bei ihrem Vater Frank Hofmann, einem Händler mit Trabant-Teilen in Zwickau, auf der Suche nach Unterstützung, um seinen für einen Euro erstandenen „fahrenden Schrotthaufen“ für die große Tour zu rüsten. Das Kinderschicksal hat den Familienvater tief bewegt. Er erzählt: „Käthe muss jeden Tag einige Stunden lang verbunden und gepflegt werden. Sie ist unglaublich tapfer.“ Jede kleine Berührung könne zu einer Wunde führen, da die Haut aufreißt und vernarbt.

„Route 601“

Einziger Hoffnungsschimmer zur Linderung dieser seltenen Krankheit: „An der Stanford-Universität in San Franzsico hat ein Medizin-Startup eine neue Salbe entwickelt, die erstmals helfen soll.“ Das Problem: die Behandlung kostet pro Jahr 800000 Euro. „Diese Summe will ich sammeln und auf dem Weg durch die USA über die Erkrankung aufklären“, hat sich er sich vorgenommen. Seine „Route 601“ hat er nach dem dritten Trabi-Model mit der Nummer 601 benannt.

Von Zwickau fuhr er seinen in unzähligen Arbeitsstunden größten Teils eigenhändig restaurierten, senfgelben Oldtimer nach Emden. Per Fähre ging das Auto nach Baltimore zu einem Bekannten und seit Anfang Juni ist der Westpfälzer damit unterwegs. Er bekennt: „Es ist deutlich anspruchsvoller, als ich es mir vorgestellt habe. In jeder Hinsicht, von der Planung über die permanente Anpassung der Vergasers, die Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Tour selbst.“ Zum Glück sei ihm das nicht so bewusst gewesen, sonst hätte er vielleicht gekniffen.

Doch missen möchte der Kommunikationsdesigner seine Erfahrungen nicht. 43 Grad in einem Schleicher ohne Klimaanlage sind dabei eine eher kleine Herausforderung. Deutlich mehr Nerven kostete ihn jedes Mal, seinen Oldtimer über Berge von 3000 Höhenmetern zu taktieren – mit einem Motor, der lediglich im Flachland gestestet wurde und der wegen des ethanolhaltigen Sprits in den USA zudem seinen ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt. „Mit kaum 10 km/h, immer die Angst, dass er doch stehen bleibt und uns auf dem Highway einer der riesigen Trucks erwischt“, kämpfte er sich voran. Fahren, abends Videos schneiden und Erlebnisse für sein viertes Buch notieren oder aufsprechen, sechs Stunden in einem „Low-Low-Low-Budget-Motel“ schlafen, weiterfahren.

Was ihn entschädigt, sind die Schönheiten der Natur. Um den Barringer-Kraterr zu sehen – ein unvergessliches Erlebnis –hat der Deutsche sogar ein 30-Dollar-Loch in seine ohnehin schmale, über ein Jahr zusammen gesparte, Reisekasse gerissen. Und seine Mission. In Deutschland wurde er von den Medien unterstützt, so dass sich das Spendenkonto rasch füllte. Anders in den USA: „Die Menschen hier ticken völlig anders, als bei uns“, hat Jan Erik Nord erfahren. Zwar werde er an Tankstellen oder beim Imbiss Dank seiner Auto-Aufkleber angesprochen. „Der eine oder andere gibt spontan zwei, drei Dollar aus Mitgefühl und der Amish-Pfarrer im Museum, das ich besucht habe, hat mir den gesamten Inhalt seines Geldbeutels, rund 60 Dollar gespendet – doch wirkliche Summen blieben aus.

Rund 9000 Euro hat der Charity-Fahrer mittlerweile zusammen. Doch sein erstes Ziel immerhin ist erreicht: „Ich wollte beweisen, dass der Trabi bis San Franzisco kommt.“ Das ist ihm gelungen – über 9000 Kilometer statt auf der ursprünglich geplanten, deutlich kürzeren Route. Doch mit seiner Familie, Ehefrau Julia sowie den Kindern Franka (elf) und Karl (sieben), ist Jan Erik Nord die Reise darin zu gefährlich. So legte er die rund 1000 Kilometer bis Salt Lake City erneut zurück, um mit einem zur Verfügung gestellten Toyota – inklusive Klimaanlage – und seiner Familie die drei Ferienwochen bis zur Spendenübergabe Mitte August herum zu reisen.

Jeder Euro zählt

Wenngleich der Trabi – der bei Unterstützer Peter in den USA bleibt – als Eye-Catcher fehlt, hofft Jan Erik Nord, noch den ein oder anderen Dollar an Spendengeld für Käthes Behandlung akquirieren zu können. Mit der Universitäts-Klinik in Freiburg hat er mittlerweile noch ein weiteres Eisen im Feuer. Doch auch hier gelte es noch dicke Bretter zu bohren und jeder Euro zählt. Weitere Infos unter route601.com, Spendenkonto: IBAN: DE96500105175532472134, Verwendungszweck: Hofmann. cvw

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