Mettlach. Archäologie des Mittelalters studieren oder doch den Jugendtraum verwirklichen und Polizist werden? „Doch das war beides nicht mein Weg“, sagt der Orscholzer Michael Schuh. Diesen hat er als Realschullehrer für Deutsch und Religion gefunden. Einen Beruf in der Kirche zu ergreifen, habe er trotz festen Glaubens nie in Betracht gezogen, sagt der heute 48-Jährige rückblickend. Bis plötzlich im Dezember 2019 in ihm während eines Abendgebets in St. Lutwinus in Mettlach der Gedanke aufkam: „Was genau macht eigentlich ein Diakon? Wäre das etwas für mich?“ Ein prägendes Erlebnis für den Familienvater, der kurzentschlossen handelt: Bereits im Januar 2020 meldet er sich beim Bistum Trier für das Interessentenjahr an, bei dem die spirituellen Grundlagen gelegt und über die Berufung reflektiert wird. „Da hat der Herr bei mir angeklopft. Wie schon so manches Mal in meinem Leben“, ist sich Schuh sicher, „und wenn ich auf seinen Ruf höre, bin ich stets gut damit gefahren.“
Am Sonntag, 22. Juni, wird Michael Schuh gemeinsam mit Christoph Berger (Trier, St. Maternus) und Stefan Kranz (Pfaffendorf, St. Peter und Paul) von Bischof Stephan Ackermann zum Ständigen Diakon geweiht. Ein Amt, das Schuh künftig neben seinem Beruf als Lehrer an der bischöflichen St. Maximin-Schule, einer Realschule plus in Trier, ausüben wird. „Die Weihe ist mehr als ein Abschlusszeugnis nach Ende einer Ausbildung. Sie hat für mich richtig viel Gewicht, denn die Verbindlichkeit ist um einiges höher als bei einem gewöhnlichen Job“, sagt Schuh. Das Weiheversprechen gebe er nicht leichtfertig, denn schließlich sei es auf Lebenszeit angelegt – wie bei einer Ehe. Auch seine Frau muss der Weihe zustimmen. „Wir hatten während der Lockdowns viel Zeit uns zu unterhalten, was sich durch das Diakonat für uns ändert und ob wir als Familie das wollen“, sagt der Vater einer Tochter (13) und eines Sohnes (11).
Schuh sieht den Hauptanteil seines Diakonats in seiner Arbeit in der Schule: „Der Umgang mit Jugendlichen ist etwas, was ich gut kann. Von daher verbinden sich Diakonat und Beruf bei mir ideal.“ Nach der Weihe werde er voraussichtlich in der Pfarrei St. Lutwinus eingesetzt und dort besprochen, wo sein Einsatzschwerpunkt liegt. Auch den Beerdigungsdienst oder die Arbeit mit Senioren etwa bei der Austeilung der Krankenkommunion kann er sich gut vorstellen. Schon jetzt leitet er eine der Firmgruppen, die von der Altersstruktur her zu der in seinem beruflichen Umfeld passt und damit gewohntes Arbeiten ermöglicht.
Als Diakon mit Zivilberuf wird er zwischen vier und acht Stunden pro Woche für die Kirchengemeinde im Einsatz sein. Wenn neben Familie, Beruf und Diakonat Zeit übrig bleibt, ist Musik ein wichtiger Teil seines Lebens. „Heavy Metal-Musik ist die Leidenschaft von meiner Frau und mir“, sagt er und zeigt seine Festivalarmbändchen von Wacken bis zum Summer Breeze.
Dies sorge mitunter für Irritationen: „Viele fragen sich: Wie geht das zusammen?“ Denn einige Texte von Heavy Metal-Bands seien nicht nur gesellschafts- und sozialkritisch, sondern auch stark kirchen- oder religionskritisch. „Wir achten schon sehr auf die Inhalte der Texte. Wenn da etwas transportiert wird, wo wir nicht dahinterstehen, wird das von uns nicht supportet“, sagt Schuh und stellt klar: „Man darf selbstverständlich Kritik üben, aber konstruktiv und sachlich, und nicht um der Polemik willen über den Herrn herziehen.“
Derzeit gibt es im Bistum Trier 187 Diakone, von denen 118 im aktiven Dienst sind und 28 das Amt haupt- und 90 nebenberuflich ausüben (Stand Mai 2024). Die Mehrzahl ist verheiratet und hat Kinder, einige haben den Zölibat als ehelose Lebensform gewählt.
Die Weihe der neuen Ständigen Diakone durch Bischof Dr. Stephan Ackermann findet am Samstag, 22. Juni, um 10 Uhr im Trierer Dom statt.red./wj