Rußhütte. Fast 100 Jahre war die Kirche St. Marien der spirituelle Mittelpunkt für die Katholiken im Saarbrücker Stadtteil Rußhütte. Wegen größerer Bauschäden konnte das Kirchengebäude seit 2017 von der Pfarrgemeinde nicht mehr genutzt werden. Kürzlich wurde die Kirche nun nach einem feierlichen Gottesdienst durch das Verlesen des entsprechenden Dekretes von Bischof Dr. Stephan Ackermann profaniert, also für die gottesdienstliche Nutzung entwidmet.
Rund 100 Gemeindemitglieder feierten zusammen mit Dekan Dr. Frank Kleinjohann vom Pastoralen Raum Saarbrücken, Pfarrverwalter Pfarrer Anthony Antwi Boasiako und dem früheren Pfarrer Herbert Günter den Abschiedsgottesdienst.
Gemeindereferentin und Seelsorge-Koordinatorin Marion Bexten erinnerte zu Beginn der Feier an das – „nach menschlichem Ermessen“ – lange Leben der Kirche, die nach der Gründung der Pfarrei 1922 in den Jahren 1926-1927 nach Plänen der Mainzer Architekten Ludwig Becker und Anton Falkowski errichtet worden war. Der damalige Trierer Weihbischof Antonius Mönch weihte die Kirche am 10. Oktober 1929. Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche dank des Engagements vieler Gemeindemitglieder bereits 1947 bis 1949 wieder instand gesetzt.
Dekan Kleinjohann sprach von einer „traurigen Feier“ und lud dazu ein, „alle unsere Gefühle auf den Altar zu legen“. Christen seien aber „Menschen der Hoffnung“ die als „lebendige Steine“ ihren Glauben weiterleben. „Jesus geht nicht kaputt. Wir können Kirchen schließen oder weniger Personal haben. Aber Jesus geht nicht kaputt, solange wir uns weiter treffen und miteinander unseren Glauben leben“, sagte Kleinjohann in seiner Predigt. „Kirche sei die Gemeinschaft von Christen, die dafür sorgen, dass Jesus weiter lebt.“ Der Dekan bestärkte alle in der Hoffnung, dass es weiter geht und dankte für das bisher geleistete Engagement in der Gemeinde.
Nach dem Verlesen der Profanierungsurkunde durch Dekan Kleinjohann wurde in einer kleinen Prozession die Marienstatue aus der Kirche getragen. Tabernakel, Ambo und Altar aus St. Marien werden von der Burbacher Pfarrei St. Eligius übernommen.
Damit die rund 100 Jahre St. Marien nicht so schnell in Vergessenheit geraten, sind alle Interessierte eingeladen, Zeugnisse aus der Vergangenheit zur Verfügung zu stellen, lädt die „Mutterpfarrei“ St. Josef ein. Gesucht sind etwa Fotos von Erstkommunionfeiern, Pfarrfesten, Chorkonzerten, Ausflügen aber auch andere Dokumente wie Zeitungsauschnitte oder schriftliche persönliche Erinnerungen. Ansprechpartnerin für die geplante Dokumentation ist Cornelia to Berens, Kontakt über das Pfarramt Saarbrücken St. Josef: st.josef@katholisch-malstatt.dered./wj