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Im Gedenken an Robert Jacob Gatys

Bildunterschrift: Dr. Fabian Lemmes, Dr. Burkhard Jellonnek und Dr. Kurt Bohr (von links) im Podiumsgespräch bei diesjährigem Gedenktag.Foto: Kossmann
Dr. Fabian Lemmes, Dr. Burkhard Jellonnek und Dr. Kurt Bohr (von links) im Podiumsgespräch bei diesjährigem Gedenktag.Foto: Kossmann - (Bild 1 von 1)

Saarbrücken. Auch in diesem Jahr war das Interesse am Gedenktag der Initiative Neue Bremm im Hotel Mercure-Süd auf der Saarbrücker Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm groß.

Am Jahrestag des Todes von Robert Jacob Gatys am 18. September 1943 kamen hier zahlreiche Gäste aus verschiedenen politischen und engagierten Gremien, Institutionen und Vereinen zum gemeinsamen Gedenken zusammen. Gatys war vor 81 Jahren das erste Mordopfer im Gestapo-Lager Neue Bremm.

Hieran erinnerte Initiative-Sprecher Dr. Kurt Bohr in seiner Begrüßung. Gatys‘ Tod müsse Mahnung sein, solche Ausgrenzung, die dann bald in millionenfachem Mord endete, heute nicht mehr zuzulassen, so Bohr. „Das Gestapo-Lager Neue Bremm war eine Durchgangsstätte, aber zahlreiche, die im Anschluss das KZ überlebt haben, berichteten, dass die schlimmste Zeit hier war:“

Referatsleiter Georg Vogel vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit des Saarlandes erinnerte an seine langjährige Arbeit für den Landesjugendring bei Projekten wie „Buddeln und Bilden“ und hob die Bedeutung von schulischer wie außerschulischer Jugendarbeit für Demokratiebildung in unserer Gesellschaft besonders ­hervor.

„Unsere Erinnerungsarbeit, wie sie hier vor allem auch mit jungen Menschen und modernen, berührenden und pädagogischen Methoden geleistet wird, trägt mit bei zu einer historischen, einer kritischen Identität. Es ist keine Betroffenheitspädagogik, aber doch eine Pädagogik, die Empathie erzeugt und sagt, es geschah vor unserer Haustür und es geschieht heute immer noch.“

Im anschließenden Podiumsgespräch zwischen Professor Dr. Fabian Lemmes (Lehrstuhl für

Kultur- und Mediengeschichte an der Universität des Saarlandes), dem Historiker und Initiative-Mitglied Dr. Burkhard Jellonnek sowie Dr. Bohr stand die Hängepartie um die Fortsetzung der bundesweiten Gedenkstättenförderung im Mittelpunkt.

Professor Lemmes beklagte, dass das berechtigte Mehr an grundsätzlichen Aufgaben (z.B. die Aufnahme der Aufarbeitung der Kolonial-Verbrechen) bei gleichbleibenden Fördermitteln schlichtweg nicht zu schaffen sei.

Kontrovers mit dem Publikum wurde die Frage diskutiert, wie angesichts des Anstiegs des AFD-Anteils auf 38 Prozent unter den Jungwählern der Landtagswahl in Thüringen seitens der Gedenkstätten zu reagieren sei; besonders die hohe Reichweite mittels „TikTok“ und „Instagram“ wurde herausgearbeitet. „Es gibt gute Initiative, auch bei uns im Saarland, die man aber auch machen lassen muss“, so Lemmes. Dies unterstrich Jellonnek, es sei zudem aber auch wichtig die Themen in der Schule ausführlicher zu besprechen und nicht mit ein paar Stunden im Lehrplan abzutun. „Da muss man bildungspolitisch umdenken, ansonsten können wir nicht mehr dagegen anarbeiten, was von rechter Seite an Demokratie kaputt gemacht wird“.

Mit Blick auf die künftige Arbeit der Initiative Neue Bremm machte sich Fabian Lemmes dafür stark, neue Minderheitengruppen in den Blick zu nehmen und sprach sich für eine höhere Diversifizierung auf: Sinti und Roma und „queere“ Menschen etwa sollten deutlicher mit ihren persönlichen Opfergeschichten vorgestellt werden. Die Gruppe der Frauen unter den Opfern müsse, mit Blick auf die laufenden Forschungen von Prof. Mechthild Gilzmer, ebenfalls stärker herausgearbeitet werden. Prof. Lemmes sicherte der Initiative seine Unterstützung zu. ak

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