„Ich gehöre schon zum Inventar“

Seit zwölf Jahren kommt Pastor Csaba Szocs aus Rumänien als Urlaubs­vertretung nach Dillingen. Foto: isabel Athmer
Seit zwölf Jahren kommt Pastor Csaba Szocs aus Rumänien als Urlaubs­vertretung nach Dillingen. Foto: isabel Athmer - (Bild 1 von 1)

Dillingen. Seit 2010 kommt Pfarrer Csaba Szocs aus Siebenbürgen in Rumänien als Urlaubsvertretung nach Dillingen. In diesem Jahr ist er schon zum zwölften Mal für seinen Amtskollegen Patrick Schmidt eingesprungen.

Als er das erste Mal zur Vertretung kam, war das kurz vor seinem 27. Geburtstag, erinnert sich Szocs. Dieses Jahr ist er am 2. August, während seiner Vertretung, 40 Jahre alt geworden und hat seinen Geburtstag im Pfarrsaal gefeiert.

„Das war eine tolle Überraschung und ein schönes Geschenk der Menschen hier.“ Zum zwölften Mal übernahm er nun schon die Urlaubsvertretung in der Pfarreiengemeinschaft Dillingen. In dieser Zeit habe er viele Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen. „Ich gehöre mittlerweile schon zum Inventar“, freut sich der Pfarrer. „Die Leute laden mich ein, wir sprechen über die Situation und Probleme der Kirche in Siebenbürgen und hier in Deutschland.“

Der aus Transsilvanien in Rumänien stammende Szocs gehört zur ungarischen Minderheit im Land und kennt das Leben in der Diaspora: Von etwa 600 000 Katholiken im Land ist die Mehrheit ungarisch. Es gibt sechs Bistümer. Einige von ihnen pflegen Beziehungen nach Deutschland, so auch das Heimatbistum des Pfarrers – ein Grund für seine regelmäßigen Auslandseinsätze in Dillingen. Und der andere? „Ganz einfach: Ich konnte ein bisschen Deutsch.“

Die Sprache habe er in der Schule und im Priesterseminar gelernt. „Aber ich spreche Deutsch nur hier. Um es richtig zu erlernen, braucht man mehr Praxis“, sagt er nach einer Weile des Nachdenkens. Eigentlich möchte er viel mehr erzählen, aber manchmal fehlen ihm dazu die passenden Worte.

Die sprachliche Hürde habe es ihm am Anfang schwer gemacht, sich in Deutschland wohlzufühlen. „Dass ich mich nicht richtig verständigen kann, war mein größtes Problem.“

In solchen Situationen habe er manchmal die Heimat vermisst. Geholfen habe ihm dann der Kontakt zu befreundeten Priestern, die ebenfalls als Urlaubsvertretungen in Mettlach und Lebach eingesetzt waren. Mit den beiden habe er ungarisch sprechen können, und durch sie sei er letztendlich auch zum Vertretungsdienst ins Bistum Trier gekommen. Von Mitte Juli bis Mitte August übernahm er alle Aufgaben, die für einen Priester anfallen: „Liturgische Aufgaben, selbstverständlich auch Gottesdienste, Beerdigungen, Trauerfeiern, Taufen, Hochzeiten und Krankensalbungen.“

Das sei auf Deutsch am Anfang schwierig gewesen. Mit der Zeit sei es einfacher geworden. „Aber das ist ja mit allen Dingen so. Wer erlebt das nicht am Arbeitsplatz?“

Mittlerweile fühlt sich Pfarrer Szocs sehr wohl in Deutschland. „Seit 2010 komme ich nun schon hierher. Da stellt sich eine gewisse Kontinuität ein.“ Von Messdienern bis hin zu Seniorinnen aus dem Kirchenchor habe er in Dillingen viele unterschiedliche Menschen kennengelernt und sie über die Zeit begleitet. „In einem Jahr traut man ein junges Paar, zwei Jahre später feiert man mit ihnen zusammen die Taufe ihres ersten Kindes. Die persönliche Ebene hier – und natürlich auch zuhause – ist mir sehr wichtig.“

2019 habe Pfarrer Schmidt eine Siebenbürgen-Fahrt in der Gemeinde organisiert. „Eine Gruppe, alles Leute aus Dillingen-Pachten, hat mein Land und meine Pfarrei besucht.“ Dafür sei er sehr dankbar. „Eine Kirche ohne persönliche Beziehungen hat keine Bedeutung.“ Was anders ist im Vergleich zu seinem Heimatland? „Hier ist alles hoch organisiert und geregelt. Das ist ein Unterschied“, sagt er und lacht. Dann wird er ernst. „Aber die Grundprobleme sind die gleichen.“

Auch in seiner Heimat habe die Kirche mit Nachwuchsmangel zu kämpfen. „Noch haben wir genug Priester, aber das ändert sich.“ In diesem Jahr wurden in seinem Bistum sieben neue Priester geweiht. „Das ist ein Geschenk. Aber in den kommenden Jahren werden es immer weniger werden“, ist sich Szocs sicher. Außerdem stünde Rumänien beim Prozess der Umstrukturierung noch ganz am Anfang.

„In Deutschland ist die Kirche viel weiter“, findet er.

Auf die Frage, wann er denn selbst Urlaube mache, entgegnet er: „Jetzt. Das ist für mich Urlaub.“ Ihm sei es nicht wichtig, möglichst exotische Orte zu besuchen.

„Es geht mir darum, eine Abwechslung zu meinem Alltag in Rumänien zu bekommen.“ Vier Wochen irgendwo zu sein und nichts zu machen, das wäre nichts für ihn. „Es ist gut so, wie es ist.“

Hier habe er schließlich auch mal „gottesdienstfreie Tage“, an denen er kleine Ausflüge unternehmen könne. „Vier Wochen hier sind mehr als zwei Wochen Sommerurlaub, wie ihn andere verbringen.“ red./jb

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