Homburg. Am Freitag, 31. Januar, fand die erste Preisverleihung der Ursula und Werner Schanné Stiftung in den Räumlichkeiten des Neurozentrums des Universitätsklinikums des Saarlandes ein statt. Ausgezeichnet wurde Dr. Karen Radtke und Dr. Fritz Teping.
Ursprung der Stiftung
Vor dem Hintergrund zweier tragischer Tode entschied sich Ursula Schanné dazu, eine gemeinnützige Organisation ins Leben zu rufen, die sich für die Erforschung seltener Krankheiten einsetzt. Bereits 1971 musste Ursula Schanné den Tod ihres Mannes Werner verkraften, der mit 32 Jahren einer unerforschten Krankheit erlag. Als sie Jahrzehnte später mit dem Tod von Björn Mertz konfrontiert wurde, entstand ihn ihr der unbedingte Wunsch, etwas Entscheidendes zu verändern. Björn Mertz, Mediaberater des WOCHENSPIEGELS, erlag 2018 in seinen frühen Zwanzigern einem bösartigen Hirntumor.
Der Hirntumor, unter dem er litt, ein Pineoblastom, ist ein seltener, aggressiver Hirntumor und tritt vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen auf, eine langfristige und dauerhafte Behandlung ist nicht nur aufgrund seiner Lokalisierung im Hirn extrem schwierig, sondern auch auf aufgrund der aggressiven Natur der Krankheit bleiben die langfristigen Überlebensraten bislang relativ niedrig.
Als sich Ursula Schanné der Parallelen des Falls ihres Mannes und dessen Björn Mertz gewahr wurde, begann eine von bürokratischen Hürden gepflasterte Zeit, bis sie die Anerkennungsurkunde für die „Ursula und Werner Schanné Stiftung“ in den eigenen Händen hielt. Auf diesem Weg wurde sie von Rechtsanwalt und dem Stiftungsvorsitzenden Andreas Abel unterstützt.
Nichts weniger als ein besseres Verständnis für diese seltenen Krankheiten ist das Ziel der Stiftung. Es ist eine Form der Trauerbewältigung, die höchste Anerkennung verdient. Um diesem Ziel Konturen zu verleihen, arbeitete die Stiftung von Anfang an eng mit dem UKS in Person von Prof. Dr. Steffi Urbschat zusammen. Wie Andreas Abel in seiner Rede an diesem Abend festhielt, sei es auch Björns Wunsch gewesen, dass die Medizin in Zukunft seine und viele weitere seltene Krankheiten besser verstehe und das „Leiden schwer erkrankter Menschen“ zu lindern wisse. Auch der Homburger Oberbürgermeister Michael Forster dankte in seiner Rede Ursula Schanné sowie allen Forschenden, die sich tagtäglich der Herausforderung stellen, diesen Krankheiten auf den Grund zu gehen. Nicht nur habe Ursula Schanné „eine Stiftung, die Hoffnung schenkt“ ins Leben gerufen, auch die „wegweisende Arbeit am UKS“ werde an diesem Abend gefeiert. Forster hob hervor, dass es das Ziel sei, neue Perspektiven für Betroffene zu schaffen, im UKS habe die Stiftung „einen wichtigen Partner“ im Kampf gegen diese Krankheiten und für dieses Ziel gewonnen.
Hohe Anforderungen an die Forschenden
Der Direktor der Klinik für Neurochirurgie, Prof. Dr. Joachim Oertel, dankte Ursula Schanné. Er betonte das Ungewöhnliche dieser Stiftung: Dass Ursula Schanné aus Empathie zu einem verstorbenen Menschen, den sie selbst nicht persönlich kannte, diese Mühen auf sich nahm, um Menschen zu helfen, damit diese nicht das gleiche Schicksal erleiden sollten. Prof Oertel erinnere sich noch an die emotionale Situation von Björn Mertz und stellte aus ebendiesem Grund heraus, wie fordernd das Ziel dieser Stiftung auch für die Forschenden sei. Die Arbeit mit Betroffenen in ihren Ausnahmezuständen, die Komplexität der Krankheiten und das Arbeiten und Forschen, das nur interdisziplinär erfolgen könne, baue einen Druck auf, dem das UKS gerecht werden wolle. Aus diesem Grund werde der Preis der Stiftung auch nur an diejenigen verliehen, die Entscheidendes zur Forschung beigetragen haben.
Die zwei Preisträger, Fritz Teping und Karen Radtke, bedankten sich in ihrer Rede bei der Stiftung und betonten die Bedeutung der Stiftung für die Arbeit der Forschenden. Beide präsentierten in einem Vortrag ihre Forschungs- und Behandlungsfortschritte. Fritz Teping, der Björn Mertz ebenfalls begleitet hat, beschrieb den hohen Komplexitätsgrad einer Hirn-OP und wie fordernd diese für Operierende sowie Behandelnde sei. Beide betonten ebenso, dass seltene Krankheiten Ärzte und Ärztinnen vor große Herausforderungen stellten, da jede Operation eine individuelle Planung und Durchführung voraussetze. Daher sind beide Preisträger Ursula Schanné dankbar, dass sie mit ihrer Stiftung genau diese komplexe Arbeit unterstützt. wj