Zweibrücken. Wer den Kammerchor Zweibrücken kennt, dem ist klar: Zum 15-jährigen Bestehen gibt es ein ganz besonderes Konzert. Denn „außergewöhnliche“ und vor allem anspruchsvolle Konzerte sind das Markenzeichen dieses Chors.
2009 wurde er von seinem Dirigenten Koen van der Meer ins Leben gerufen. Der Niederländer hatte bis dahin den Niederauerbacher Chor Cantabile geleitet und konnte auf Grund seines Studiums in Saarbrücken und seiner vielfältigen Verpflichtungen lediglich mit einem Projektchor weiter arbeiten. Diesem Angebot folgten einige engagierte Chormitglieder und kamen zu ersten Proben zusammen. Und zwar an selten aufgeführter, zumeist sehr anspruchsvoller Chorliteratur. In der Regel gibt der Kammerchor zwei Konzerte im Jahr, oft in Zusammenarbeit mit professionellen Künstlerinnen und Künstlern. Die Vorsitzende, Daniela Striegel, beschreibt: „Unser Repertoire ist vielseitig und umfasst Weltliches und Geistliches aus mehreren Jahrhunderten: Werke aus Renaissance und Barock, Musik der Romantik, aber auch Literatur zeitgenössischer Komponisten und sehr gerne auch Komponistinnen stehen für spannende Herausforderungen, denen sich der Chor immer wieder gerne widmet.“ An der Interpretation der Musik werde dann in einer lockeren, aber konzentrierten Atmosphäre gearbeitet, die allen Beteiligten viel Freude bereite und in einem erfüllenden Konzerterlebnis münde. Was mit gut zwei Hand voll engagierter Sängerinnen und Sängern begann, wuchs über die Mund-zu-Mund-Propaganda schnell, so dass der Chor zwischen mittlerweile 35 regelmäßige Mitglieder umfasst. Sie alle wollen die musikalische Herausforderung, das Außergewöhnliche - und investieren dafür gerne Zeit. So erhalten die Chormitglieder ihre Singstimme und bereiten diese selbstständig vor. Die wenigen gemeinsamen Probenwochenenden im Jahr dienen dazu, den Chor-Klang zu formen und an Details zu feilen. Seit zehn Jahren nun führt Dorothea Jakob den Kammerchor Zweibrücken mit viel Herzblut, Kompetenz und großem Geschick. Die Chorleiterin vermag es, aus ihren Sängerinnen und Sängern immer wieder neue, unbekannte und faszinierende Klangerlebnisse hervor zu zaubern. Jedes Konzert ist ein neues Beispiel dafür und für die Vielfalt des Repertoires, von Bachs Johannespassion über ein Mozartprogramm bis hin zu Werken lebender Komponisten oder Klängen des Baltikum in Originalsprache.
Das bislang aufwändigste Projekt waren aus Sicht des Chores die „Coronation Anthems“ von Georg Friedrich Händel zum Abschied von Koen van der Meer 2014, mit szenischer Darstellung der Krönung, großem Barockorchester und der Barocktänzerin Christiane Mandernach im Rahmen des Euroclassic Festivals. Ein schönes, etwas anderes Erlebnis war die Reise zum Deutschen Chorfest 2022 nach Leipzig, wo der Kammerchor Zweibrücken in der Friedenskirche auftrat. Das nächste Chorfest findet bereits 2025 erneut statt, diesmal in Nürnberg, wohin die Zweibrücker mit einem kleinen Programm reisen. Highlight letztes Jahr war die Zusammenarbeit mit dem Neuen Chor Dresden unter Leitung von Axel Langmann. Das Gemeinschaftsprojekt zum Motiv „Hiob“ wurde mit über 100 Singenden sowie großem Orchester sowohl in der Alexanderskirche Zweibrücken als auch in der Lukaskirche Dresden aufgeführt. Daniela Striegel freut sich: „Daraus ergab sich eine Chorfreundschaft, die sicher noch einmal irgendwann zu einem gemeinsamen Projekt führt.“
Bei allem musikalischen Anspruch spielt aber auch das gesellige Miteinander im Chorleben eine bedeutende Rolle“, lässt Daniela Striegel über die vorherrschende „Wohlfühlatmosphäre“ wissen.
Interessierte Sängerinnen und Sänger mit Chorerfahrung seien jederzeit herzlich willkommen, die Probenarbeit kennen zu lernen.
Info: www.kammerchor-zweibruecken.de
Konzert mit geistlicher Musik der Bach-Familie
Aktuell bereiten sich die rund 30 Sängerinnen und Sänger auf ihr Jubiläums-Konzert am Samstag, 12. Oktober, um 18 Uhr in der Alexanderskirche vor. Das Jubiläumskonzert lässt seiner Zuhörer eintauchen in die faszinierende Welt der wohl beeindruckendsten Komponistendynastie der Musikgeschichte: Die Familie Bach beherrschte über mehrere Generationen das Musikleben der jeweiligen Zeit. Neben ihrem berühmtesten Vertreter, Johann Sebastian Bach (1685-1750), sind noch gut achtzig weitere Familienmitglieder als Musiker in Erscheinung getreten.
Rund um die Motette „Komm, Jesu, komm“ BWV 229 und Ausschnitte aus der Kantate BWV 27 „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende“ von Johann Sebastian, erklingen Werke seiner Großonkel Johann (Erfurter Linie, 1604-1673) und Heinrich (Arnstädter Linie, 1615-1692).
Die darauf folgende Generation wird vertreten von zwei Söhnen Heinrich Bachs, Johann Christoph (1642-1703) und Johann Michael (1648-1694), zwei recht gegensätzlichen Brüdern. Johann Michael wird von Zeitgenossen als still, zurückgezogen und kunstverständig beschrieben, während Johann Christoph in der Bachschen Familienchronik der „große und ausdrückende Komponist“ genannt wird. Die Werke werden sowohl fünfstimmig als auch von zwei Doppelchören beziehungsweise achtstimmig vorgetragen. Die Alexanderskirche bietet die räumlichen Voraussetzungen für das perfekte barocke Klangerlebnis. Als Solisten wirken mit: Malwine Nicolaus (Sopran), Tessa Roos (Alt), Bruno Michalke (Tenor) sowie, anders als auf den Plakaten veröffentlicht, Konstantin Paganetti (Bass).
Auch Koen van der Meer reist zum Jubiläum aus den Niederlanden an und übernimmt den Part an der Truhenorgel, zur Verfügung gestellt von der Akademie für Alte Musik im Saarland. Erneut begleiten die Freunde vom Saarländischen Barockensemble - freischaffende Musiker und Mitglieder des Saarländischen Staatstheaters - den Kammerchor Zweibrücken, ergänzt durch eine Barockfagottistin aus Landau.
Karten zu 16/12 Euro (ermäßigt) gibt es an der Abendkasse. Schüler haben freien Eintritt. Eine Kartenvorbestellung ist möglich unter E-Mail info@kammerchor-zweibruecken.de cvw