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Gesang ist die eigentliche Muttersprache

Der Chor im Jubiläumsjahr 2023.Foto: Chor
Der Chor im Jubiläumsjahr 2023.Foto: Chor - (Bild 1 von 1)

Großrosseln. Die Geschichte des Kirchenchores Cäcilia Großrosseln ist eng verwoben mit der Geschichte der Kirche in Großrosseln. Da für den Bau einer steinernen Kirche nicht genug Geldmittel zur Verfügung standen, entschloss man sich im Jahre 1727 für den Bau einer Notkirche mit Holzfachwerk und Strohdach.

Im gleichen Jahr wurden Großrosseln und Kleinrosseln zu einer Pfarrei mit einem gemeinsamen Friedhof in Großrosseln vereinigt. Der Zusammenschluss im Oktober 1727 dauerte bis 1803. Zeitweise gehörte auch Karlsbrunn als „Filiale“ zu Großrosseln (1730 – 1750). Erst im Jahr 1740 konnte man an den Bau einer steinernen Kirche herantreten.

Als Geburtsstunde des Kirchenchores ist das Jahr 1743 anerkannt. Der Chor wurde nach den Wirren des 1. Weltkrieges wieder neu gegründet und erhielt den Namen Cäcilien-Verein, der später in Kirchenchor Cäcilia umgewandelt wurde. Der Verein hat immer wieder Höhen und Tiefen durchlebt. Ein wichtiges Kriterium war stets die Chorstärke. Im 1. Weltkrieg fast aufgelöst, danach wieder neu gegründet, nach dem 2. Weltkrieg nur schwer wieder Tritt gefasst, folgten die sechziger Jahre mit einem wahren Boom.

Es wurden in diesen Jahren vier heilige Messen gesanglich umrahmt, die direkt im Rundfunk übertragen wurden. Außerdem war der Kirchenchor in großen Gotteshäusern zu Gast: 1958 im Dom zu Speyer, 1959 im Straßburger Münster, 1963 in Frankfurt-Höchst und 1966 in der NATO-Kirche mit Übertragung durch den Südwestfunk und schließlich 1966 in Idar-Oberstein. Dies sind nur einige Beispiele aus der älteren Vergangenheit.

Es folgten noch viele erfolgreiche Jahre. Der Chor hat neben seiner eigentlichen Aufgabe, der kirchenmusikalischen Mitgestaltung der Gottesdienste, aber auch zahlreiche Opern- und Operettenkonzerte, Konzertaufführungen wie zum Beispiel die Carmina Burana von Carl Orff oder Acis und Galatea von Georg Freidrich Händel sowie viele Chorkonzerte mit befreundeten Chören durchgeführt. Der Chor ist seit 1983 Träger der Palästrina-Medaille.

Am 31. März 1969 hatte der Chor beachtliche 73 Sänger, 14 im Tenor, 15 im Bass, 27 im Sopran und 17 im Alt. Davon sangen 2013 unter den damals 31 aktiven Mitgliedern noch acht Sänger aktiv im Chor. 2023 sind zwei Sängerinnen verblieben, die schon weit vor 1969 im Kirchenchor sangen.

Fotos dokumentieren die Schwierigkeiten, mit denen viele Chöre zu kämpfen haben, so auch der Kirchenchor Großrosseln, nämlich das Fehlen von Nachwuchs.

Aufzugeben war jedoch seit der Gründung nie eine Option für die jeweiligen Vorstände. Der Chor hat Kriegen und vielen Krisen standgehalten. Deshalb gibt es noch immer die Hoffnung, dass sich wieder mehr Menschen für das gemeinsame Singen interessieren. Schließlich ist nach Richard Wagner „das älteste, echteste und schönste Organ der Musik die menschliche Stimme.“ Und nach Yehudi Menuhin ist „Gesang die eigentliche Muttersprache des Menschen.“

Verstärkung herzlich

willkommen

Nach Aussage der Vorsitzenden wurde das Ziel nie aufgegeben, neue Chorsänger und Chorsängerinnen zu gewinnen. Es ist jedoch noch weitaus schwieriger geworden. Der Chor versteht sich als Teil des örtlichen Kulturlebens und will sich gegen die Auflösung stemmen. Jeder ist jederzeit herzlich willkommen, einfach mal reinzuschnuppern. Der Chor probt donnerstags ab 19.30 Uhr in den Räumen der AWO Großrosseln. Interessenten sollen überzeugt werden, dass Chorgesang eine der schönsten und eine der Entspannung dienende Freizeitaktivität ist. Das zeigen zudem die vielfältigen und bunten Aktivitäten, die nicht ausschließlich der Gestaltung der Messen dienen.red./dos

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