Saarlouis. Sie war eine der ersten Kampfjetpilotinnen der Bundeswehr und hat den Eurofighter geflogen. Jetzt ist Nicola Winter (38) hauptberuflich als Projektleiterin am Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt DLR tätig und arbeitet an ihrer Promotion im Bereich Technik.
Damit nicht genug: Seit letztem November ist die gebürtige Münchnerin und Mutter einer kleinen Tochter in der Astronautenreserve der ESA und hat so vielleicht die Möglichkeit, die erste deutsche Frau im All zu werden.
Beim Wirtschaftsforum der Kreissparkasse Saarlouis sprach die Pilotin, Ingenieurin und Hochschuldozentin für Notfall- und Krisenmanagement über ihren Lebenstraum „Einmal Weltall und zurück“ und darüber, wie man mit Krisen und Stress locker umgeht.
Die Schallmauer wie im Eurofighter mit Mach 2 entspannt durchbrechen – das ist ein geradezu himmlischer Genuss, besonders bei bestem Wetter und optimalem Zusammenspiel aller in der Luft und am Boden, schwärmt Winter vor den über 350 Gästen in den Räumlichkeiten des Verwaltungsgebäudes der Kreissparkasse in Saarlouis. Aber der Alltag hält auch weniger gute Rahmenbedingungen bis hin zu kritischen Situationen bereit.
Gerade dann zeige es sich, wie wichtig eine gute Ausbildung, ständige Übung und ein perfekt zusammenarbeitendes Team sind, so Winter über ihre Erfahrungen. Besonders in großer Gefahr sind Schnelligkeit und Präzision, aber auch ein kühler Kopf gefragt.
Das beginnt für Winter bei der Risikoanalyse, gefolgt von der Fähigkeit, sich auch unter Stress auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Und nicht zuletzt heißt es schnell die richtige Entscheidung treffen zu können.
Kleine Einspielfilme vom berauschenden Fliegen im Kampfjet hatte die Referentin mitgebracht. Auch die spektakuläre, 2009 um die Welt gehenden Bilder von der Notwasserung eines Passagierflugzeugs im New Yorker Hudson-River, den alle Insassen nur dank des Könnens der Piloten überlebten. Diese hatten kurz nach dem Start Vogelschlag und Ausfall der Triebwerke gemeldet und ihren Flieger in einem Notmanöver ebenso geistesgegenwärtig wie genial zu Wasser gebracht. „Haben Sie die Stimme des Piloten gehört? Er ist absolut cool geblieben“, bekräftigt Winter, wie wichtig mentale Stärke für das Bestehen auch äußerst kritischer Situationen ist.
Wer hoch hinaus will muss auch lernen, mit Hindernissen oder sogar Rückschlägen umzugehen. Die kennt auch Nicola Winter. So wäre ihre Pilotenkarriere beinahe schon am Anfang gescheitert, weil der zierlichen Frau für eine Ausbildung in der Zivilluftfahrt wenigen Zentimeter Körperlänge fehlte. Doch mit Energie, Beharrlichkeit und immer wieder Fokussieren aufs Ziel könne jeder viel erreichen und vielleicht sogar einen ganz großen Traum verwirklichen.
Einiges hierfür war Nicola Winter bereits in die Wiege gelegt. Denn vermutlich liegt ihr das Fliegen im Blut: Ihre Mutter war sechsfache Weltmeisterin im Drachenflug, die Großmutter hatte den Segelflugschein. Drei Generationen von außergewöhnlichen Frauen also, deren Leidenschaft dem Fliegen gilt. Nicola Winter traut sich jetzt, auch nach den Sternen zu greifen: „The sky is no limit!“
red./jb