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Ein unvergessenes Erlebnis

Bildunterschrift: Paulina Otho (Zweite von rechts) hatte in Afrika eine fantastische Zeit, die unvergessen bleibt. Sie lernte wundervolle Menschen kennen, wie hier beim Fußballtraining mit afrikanischen Kindern. Foto: Otho
Paulina Otho (Zweite von rechts) hatte in Afrika eine fantastische Zeit, die unvergessen bleibt. Sie lernte wundervolle Menschen kennen, wie hier beim Fußballtraining mit afrikanischen Kindern. Foto: Otho - (Bild 1 von 1)

Düppenweiler. Die Sonne geht langsam mitten im afrikanischen Busch auf. Vor dem Fenster grasen zwei Nashörner und in der Ferne ist das Brüllen der Löwen zu vernehmen. Um Punkt 7 Uhr geht es auf den Weg, die Pferde in den Stall zu lassen und zu füttern. Dabei muss man aufpassen, nicht auf eine Schlange zu treten oder von einer Herde Zebras überrannt zu werden, bevor es dann um 8 Uhr zum Frühstück geht. Es ist kaum vorstellbar, aber genau so sah der Tagesbeginn von Paulina Otho während ihrer zehn Wochen im Antelope Park in Zimbabwe aus.

Die 20-Jährige kommt aus Düppenweiler und hat Ende Juni 2024 ihr Abitur am Gymnasium am Stefansberg in Merzig erhalten. Anfang September brach sie dann als Volunteer (Freiwilligendienst) nach Zimbabwe und Südafrika auf.

Zunächst verbrachte sie zehn Wochen im Antelope Park in Zimbabwe und anschließend einen Monat in Kapstadt. In Zimbabwe arbeitete Paulina mit wilden Tieren, Pferden und in der Community rund um Gweru. Dort konnte sie drei verschiedenen Projekte miteinander verbinden und gleichzeitig ihrem Hobby, dem Reiten nachgehen.

Ihren typischen Tagesablauf in Zimbabwe beschreibt Paulina so: „Vor und nach dem Frühstück hieß es erst einmal anpacken: Ställe ausmisten, Pferde füttern und uns um Verletzungen kümmern. Auch der ‚Elephant Bomer‘, in dem die Elefanten über Nacht untergebracht wurden, musste gereinigt werden, ebenso fütterten wir die Affenbabys, die wir im Park aufpäppelten, weil ihre Mütter sie verstoßen hatten.“

Am Nachmittag stand dann häufig ein „Game Drive“ an – eine Fahrt durch den Park, bei dem Zebras, Giraffen, Nashörner, Gnus und viele weitere Tiere zu entdecken waren. Besonders spannend war auch die Löwenfütterung, bei der die Volunteers helfen durften und das Fleisch gemeinsam vorbereitetet wurde.

Ein Highlight war das Umsiedeln von Zebras und Gnus. Nachdem das Tier sediert war, mussten alle Volunteers mit anpacken und es auf den „Landcruiser“ heben. „Bei der Fahrt mussten wir ständig die Atmung des Tieres überwachen und sicherstellen, dass es korrekt transportiert wurde. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, so nah an ein wild lebendes Tier heranzutreten und während der Fahrt den Kopf des Zebras auf seinem Schoß zu ­halten?“, berichtet Paulina begeistert.

Auch die Arbeit mit den Pferden war sehr abwechslungsreich. Neben zahlreichen Safariritten lernte Paulina im Busch von Zimbabwe das Springreiten, sowohl auf dem Platz als auch im Freien, wo sie über selbstgebaute Hindernisse aus Stroh, Holz und Baumstämmen sprang.

„Ich hatte zudem die Gelegenheit, einen ganz neuen Sport auszuprobieren: Polo Cross. Dabei geht es mit sechs Pferden auf dem Platz darum, den Ball mit Polo Cross Schlägern so oft wie möglich ins Ziel zu befördern. Ein Adrenalinkick, bei dem die Spannung nicht ausbleibt“, so Paulina.

Community-Arbeit war eine prägende Erfahrung

Zusätzlich engagierte sich Paulina in der Community. In kleinen Gruppen fuhren die Freiwilligen zu verschiedenen Projekten in der Umgebung von Gweru. Jeden Mittwoch ging es beispielsweise in die örtliche „Soup Kitchen“, wo sie Essen für Obdachlose vorbereiteten und ausgaben. Auch in Schulen halfen die Volunteers aus, denn die Lehrer hatten oft mit zu großen Klassen zu kämpfen. Die Kinder mussten zum Teil bis zu 13 Kilometer laufen, um ihre Schule zu erreichen, die mitten im afrikanischen Busch lag. Außerdem besuchte Paulina regelmäßig ein Kinderheim, ein Tierheim oder unterstützte bei Schwimm- und Fußballtrainings. „Besonders die Community-Arbeit war für mich eine sehr prägende Erfahrung. Es war unglaublich, dazu beizutragen, das Leben der Menschen und Kinder dort ein Stück weit zu verbessern. Es öffnete mir die Augen, wie privilegiert wir in Deutschland sind und wie wenig selbstverständlich es ist, ein Dach über dem Kopf, ausreichend Nahrung und ein Recht auf Bildung zu haben.“, äußert Paulina.

Ein Anblick, den man nicht in Worte fassen kann

Ein unvergessliches Erlebnis war der Ausflug zu den Viktoriafällen, an dem Paulina in ihrer siebten Woche im Antelope Park teilnahm. Mit einer Gruppe von sechs Volunteers machte sie sich auf den Weg, um eines der sieben Naturwunder der Welt zu sehen – „Ein Anblick, den man nicht in Worte fassen kann. Wir hatten eine unvergessliche Zeit zusammen und nahmen an verschiedenen Aktivitäten wie einer „Sunset-Cruise“ oder dem Rafting auf dem Sambesi-Fluss teil- allerdings definitiv nichts für schwache Nerven.“, so Paulina.

Nach der Zeit in Zimbabwe ging es für einen Monat nach Kapstadt weiter. „Vom Busch in die Großstadt – da brauchte ich erst einmal ein paar Tage, um mich umzustellen“, sagt Paulina.

In Kapstadt arbeitete sie als Volunteer an verschiedenen Schulen, Kindergärten, Kinderheimen und Nachmittagsbetreuungen. Kapstadt ist sehr von sozialer Segregation geprägt, weshalb die Freiwilligen vor allem in den Slums, insbesondere in Khayelitsha, geholfen haben.

„Auch dort hat mir die Arbeit mit den Kindern sehr gut gefallen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Ausflug mit einem Kinderheim in einen Spielpark. Alle hatten so viel Spaß, und bei der Abfahrt hatten die Kinder ein strahlendes Lächeln im Gesicht“, erzählt Paulina enthusiastisch.

Kapstadt – eine besondere Stadt

Trotz ihrer Freiwilligenarbeit blieb für Paulina noch genügend Zeit, Kapstadt zu erkunden. Mit seiner Mischung aus Meer und Bergen ist es eine ganz besondere Stadt. Neben dem Sonnenuntergang vom Table Mountain und den berühmten Pinguinen am Boulders Beach war Paulinas Highlight ein Paragliding-Flug vom Signal Hill aus, um Kapstadt aus der Vogelperspektive erleben zu können.

Paulinas Fazit: „Meine Zeit in Afrika werde ich niemals vergessen. Ich bin so froh, diese Gelegenheit nach dem Abitur gehabt zu haben. Ich habe wundervolle Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt, großartige Freundschaften geschlossen und viele neue Orte erkundet. Die Arbeit mit den wilden Tieren, den Pferden und in der Community hat mir sehr viel Freude bereitet und mich sehr bereichert. Ich habe viel für mein weiteres Leben gelernt und werde eines Tages definitiv nach Afrika zurückkehren.“ red./jb

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