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Ein Tag zum Gedenken

Bildunterschrift: Zahlreiche Gäste waren am 8. Mai vor das Rathaus gekommen:Foto: Kossmann
Zahlreiche Gäste waren am 8. Mai vor das Rathaus gekommen:Foto: Kossmann - (Bild 1 von 1)

Zweibrücken. Nach dem in den Tagen zuvor durch den Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken (UBZ) 14 neue Stolpersteine im Stadtgebiet verlegt wurden, kam es am 8. Mai zu einem Gedenken auf dem Herzogplatz vor dem Rathaus. „80 Jahre nach Kriegsende begehen wir in Deutschland nicht den Tag der Kapitulation, sondern feiern den Tag der Befreiung von der Herrschaft der Nationalsozialisten“, so Oberbürgermeister Dr. Marold Wosnitza vor den versammelten Gästen. „Dieser Tag ist auch Anstoß darüber nachzudenken wie es dazu gekommen ist. Dies ist umso wichtiger, weil man in den aktuellen politischen Entwicklungen Parallelität entdecken kann, die einem nur Sorgen bereiten kann. Es ist der perfekte Tag den Opfern des Schreckenregimes in Deutschland zu gedenken“.

Zahlreiche Paten der bislang 40 Stolpersteine anwesend

Unter den anwesenden Gästen waren auch zahlreiche Patinnen und Paten der bislang 40 Stolpersteine in Zweibrücken sowie der Stolperschwelle im Gedenken an die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter am Helmholtz-Gymnasium. Dieses ist eine ausgezeichnete Schule gegen Rassismus und Schule für Courage. „Eine Auszeichnung, die mit Leben gefüllt wird“, so Wosnitza. Als Beipspiel nannte er das Engagement von Leah Eisenbarth, Schülerin der elften Jahrgangsstufe und Mitglied der Anti-Rassismus-AG der Schule, welche im Anschluss eine beeindruckende und bewegende Rede hielt.

Im Rahmen von Patenschaften erinnern die Schülerinnen und Schüler der AG den Opfern des Nationalsozialismus und pflegen die in den letzten Jahren seit 2012 verlegten Stolpersteine. Und „ja, ich habe Angst“, so die Schülerin, blickend auf die gesellschaftlichen Entwicklungen in den vergangenen Jahren. Sie rief zur Veränderung auf, „wenn nicht jetzt, wann dann?“ „Ihr sorgt dafür, dass diese Art der Erinnerungskultur an folgende Generationen weitergegeben wird. Dieses Engagement kann ich im Namen der Stadt, im Namen der Paten und im Namen der Opfer gar nicht hoch genug anrechnen“, so der Oberbürgermeister.

Wichtige Schülerprojekte

Im Rahmen von Patenschaften erinnern die Schülerinnen und Schüler der AG den Opfern des Nationalsozialismus und pflegen die in den letzten Jahren seit 2012 verlegten Stolpersteine. Und „ja, ich habe Angst“, so die Schülerin, blickend auf die gesellschaftlichen Entwicklungen in den vergangenen Jahren. Sie rief zur Veränderung auf, „wenn nicht jetzt, wann dann?“ „Ihr sorgt dafür, dass diese Art der Erinnerungskultur an folgende Generationen weitergegeben wird. Dieses Engagement kann ich im Namen der Stadt, im Namen der Paten und im Namen der Opfer gar nicht hoch genug anrechnen“, so der Oberbürgermeister.

Sein Dank galt auch den Patinnen und Paten der Stolpersteine, insbesondere Jean Maurice Pigeon, welcher von den 40 bislang verlegten Steinen mit den Namen und Geschichten der verfolgten Mitbürger in den Zeiten des Nationalsozialismus, 21 als Pate gestiftet und noch vieles mehr initiiert hat. „Du machst dich um die Zweibrücker Erinnerungskultur verdient, wie kaum ein anderer – und das, obwohl uns im Regelfall über 6000 Kilometer Luftlinie trennen“. Aber anlässlich der Gedenkstunde kam auch er aus Kanada angereist, um diesem weiteren Meilenstein der Erinnerungskultur beizuwohnen. Als Vorbild, so Wosnitza, ermuntere er auch weitere Mitbürger dieses Anliegen zu unterstützen. „Die Stolpersteine sind Aufforderung zum Handeln. Sie lassen uns nicht in Ruhe wie es vielleicht andere Mahnmale oder auch Bücher tun. Sie stechen ins Auge, sie sind Teil des Alltags, sie säumen unseren Weg zur Arbeit, zum Einkauf oder zum Friseur“.

116 000 Stolpersteine in 1860 Kommunen

Das Engagement des Künstlers Gunter Demnig, welcher am 16. Dezember 1992 den ersten in Köln verlegte und wovon es inzwischen 116 000 in 1 860 Kommunen und über 30 Ländern gibt, sei einzigartig. Sie zeigen, dass dort wo ein Stolperstein verlegt wurde, jüdisches Leben stattgefunden hat. Aber auch für andere Verfolgte, deportierte, ermordete oder geflüchtete gibt es diese Art der Erinnerung. Der erste Stolperstein in Zweibrücken wurde so 2012 vor der Alten Steinhauser Straße 30 für das Euthanasieopfer Walter Frick verlegt. In den Jahren 2019, 2020, 2023 und nun 2025 folgten 39 weitere für jüdische Mitbürger. Dazu im vergangenen Jahr die Gedenkschwelle am Helmholtz-Gymnasium. Die große Anzahl der Gäste bei dieser Gedenkstunde zeigt, dass es nicht nur das Anliegen einiger, weniger ist.

Nach der Schülerin Leah Eisenbarth gab Historikerin und Stadtmuseum- sowie Stadtarchivleiterin Charlotte Glück nähere Informationen zu den 14 neuen Steinen, welche sich an folgenden Standorten befinden: Landauer Straße 13 (Familie Schwarz/Mai, Juden, vier Steine), Oselbachstraße 35 (Familie Jean, Juden, vier Steine), Obere Denisstraße 8 (Familie Bernstein, Juden, fünf Steine) und Homburger Straße 40 (Hermann Strauß, Jude).

Gitarrist und Sänger Hans Bollinger begleitete die besondere Veranstaltung passend, stimmgewaltig und zum Nachdenken ­anregend. ak

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