Zweibrücken. Noch ist über ein halbes Jahr Zeit bis zu der großen Jubiläumsfeier „50 Jahre Wildrosengarten“, welche am 14. Juni 2025 steigen soll. Doch die Oskar-Scheerer-Stiftung hat ihre Planung längst begonnen. Bei der letzten Sitzung wurde noch einmal gebrainstormt und beraten, wer alles mit ins Jubiläumsboot geholt und in die Festgestaltung mit einbezogen werden soll. „Allein können wir ein solches Fest nicht stemmen“, weiß der Vorsitzende, Rainer-vom-Berg angesichts des fortgeschrittenen Altersdurchschnitts und der schrumpfenden Manpower.
Auf mehrere Schultern verteilt
Doch dies ist nur einer der Gründe, die Geburtstagsfeier auf mehrere Schultern zu verteilen, denn der Wildrosengarten ist weit mehr als ein schöner Ort der Erholung. Als lebendiges Wildrosen-Museum dient er Künstlern wie Naturfreunden zur Inspiration und ist in seiner Einzigartigkeit nicht zuletzt ein beliebter Ort für ganz besondere Veranstaltungen. „Wir haben zahlreiche kulturschaffende, kulturerhaltende und kulturfördernde Vereine und Verbände, jugendliche bildende Künstlerinnen und Künstler, naturverbundene Bürgerinitiativen und Verbände angesprochen und bereits etliche Zusagen“, freut sich Rosengartenmeister Heiko Hübscher, der zugleich der Zweite Vorsitzende der Oskar-Scheerer-Stiftung ist. Doch selbst mit „Kultur und Natur“ ist die Bedeutung des 1975 gegründeten Wildrosengartens erst teilweise beschrieben. Er erfüllt weitreichende Aufgaben zur Sicherung und Bewahrung historischer Kulturgüter.
1970 fasste Oskar Scheerer seine Vorstellung einer speziellen Rosensammlung im Bereich der Tschifflick-Ruinen in Worte. Eine Sammlung der alten, historischen Rosenformen, des Zeitraums vom Altertum bis zur Napoleonischen Ära und der Wildrosen könnte dort entstehen und dabei helfen, diese Pflanzen vor dem Aussterben und Vergessen zu bewahren. Heiko Hübscher erinnert: „Er selbst konnte dieses Projekt nicht mehr verwirklicht sehen. Das blieb seinem Nachfolger Eckard Ost überlassen.“ Unterstützt und immer wieder angestoßen wurde dieses Vorhaben von dem 1972 eigens gegründeten Verein „Oskar-Scheerer-Stiftung“, deren Gründer und zulaufende Mitglieder sich unter anderem dem „Wildrosengarten“ verschrieben hatten und haben.
Die Bestände entwickelten sich, wuchsen und mussten unterhalten werden. In seiner Blütezeit in den 1980er-90er Jahren zählte der Wildrosengarten laut Aufstellung über 700 Arten und Sorten.
Eine besondere Herausforderung, denn eine solche Sammlung gab es in der BRD noch nicht. Der Rosengartenmeister bestätigt: „Es fehlte die Erfahrung mit solchen Rosenklassen.“ Das Kontingent der städtischen Gärtner, die zur Pflege nötig waren, wuchs und ohne helfende Hände der Oskar-Scheerer-Stiftung sowie weiterer Bürger und Institutionen wäre eine Unterhaltung nicht mehr möglich gewesen. Die helfenden Hände wurden älter, Entscheidungsträger in unterstützenden Institutionen setzten andere Prioritäten und so waren Anfang dieses Jahrhunderts schließlich drei städtische Gartenkräfte in Vollzeit im Wildrosengarten beschäftigt.
„Angesicht leerer Kassen konnte die Anlage nicht länger in diesem Stil unterhalten werden. Seit 2008 wurde die Pflege auf ein weniger intensives Niveau gesenkt“, beschreibt Heiko Hübscher. Zwar wurde die dichte Bepflanzung mit historischen Rosenzüchtungen zurückgefahren, der Bestand der Wildrosen wird aber erhalten. Mit diesem Standort und Bestand von aktuell mehr als 200 Sorten und Arten wurde der WRG 2013 auch Teil der „Deutschen Genbank Rose“ des Bundes. Auf freiwerdenden Flächen wurden wie zu historischen Zeiten erneut Obstbäume gepflanzt, denn auch diese gehören in die botanische Familie der Rosacea.
Mehr als 200 Sorten und Arten
Seit 2020 wird in Abstimmung mit dem „Europa-Rosarium Sangershausen“ ein neues Sammlungskonzept umgesetzt. Dies beinhaltet die Erfassung aller, am Standort Zweibrücken kultivierbarer, Wildrosenarten, sowie eine Sammlung züchterisch wichtiger „Meilensteine“ der Entstehung unserer modernen Gartenrosen. Für den zweiten Vereinsvorsitzenden ist dies eine umsetzbare, finanzierbare Version der Idee Oskar Scheerers am eigenen Standort. Dessen Idee einer allumfassenden Rosensammlung lebt dennoch: Sie wird im „Europa-Rosarium Sangerhausen“ als weltgrößte wissenschaftliche Rosensammlung entwickelt und mit hohem wissenschaftlichem wie finanziellem Aufwand verfolgt.
Zum Status Quo heute skizziert Heiko Hübescher: „50 Jahre nach seiner Gründung ist der Wildrosengarten ein wichtiger ökologischer Lebensraum. Die Streuobstwiese und die Wildrosen sind hochwertige Bestandteile unserer Ökosysteme.“ Die Idee Oskar Scheeres, die Wildrosen als Pflanze den Kindern zu vermitteln, finde sich in Projekten mit Schulen wieder. Bürger und Initiativen wie etwa „Zweibrücken Vernetzt“ nutzen das anfallende Obst der Streuobstwiese sinnvoll. So werden zu der Jubiläumsfeier am 14. Juni 2025 ab 14 Uhr neben Vertretern der Stadt oder der „Deutschen Rosengesellschaft“ zahlreiche Freunde und Engagierte aus Zweibrücken und Umgebung erwartet um das nach wie vor bedeutende kulturelle Erbe und Vermächtnis Oskar Scheeres mit einem fröhlichen Fest zu würdigen. cvw