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„Die Rockwiese ist wie Weihnachten“

Die Jugendlichen sind auch verantwortlich für die Thekendienste am Getränkestand und die Künstlerbetreuung. Foto: Café Exodus
Die Jugendlichen sind auch verantwortlich für die Thekendienste am Getränkestand und die Künstlerbetreuung. Foto: Café Exodus - (Bild 1 von 1)

Saarbrücken. „Lass uns was anzünden… denn Asche steht für Neuanfang und für Nachvornegehen“, singt Nick alias „Satz mit X“ und greift in die Saiten seiner Gitarre. Vor der Bühne schwenken Jugendliche ihre Feuerzeuge, weiter hinten auf Bänken sitzen Familien, wieder andere haben es sich auf der Saarwiese unterhalb der Musikhochschule bequem gemacht.

Angelockt von der Musik bleiben einige Spaziergänge eine Weile stehen und lauschen. Drei Tage lang dreht sich hier alles um Musik und friedliches Feiern. Vorne mit dabei sind Sophie und Josh vom AK Rock des Café Exodus, der das Festival „Rockwiese“ im Rahmen des Saarbrücker Altstadtfests zum 22. Mal organisiert hat.

Die acht Mitglieder des AK haben bereits im Dezember begonnen, aus den rund 80 Bewerbungen die 20 Bands auszuwählen, die auftreten dürfen. Mit dabei sind auch zwei Bands aus Nantes und Tbilissi, den Partnerstädten Saarbrückens. „Wir achten auf eine gute Mischung und darauf, dass es vor allem eigene Songs und keine Covers sind“, sagt Sophie (26). Extra Slots gebe es für Newcomer-Bands und Flinta*-Bands (Flinta*: Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen).

Wer auf die Rockwiese kommt, den erwartet Rock in allen Subgenres sowie Cor, Metal, Punk, Akustik, Vintage oder Old School Rock. 50 ehrenamtliche jugendliche Helfer sind verantwortlich für die gesamte Durchführung. Man erkennt sie an lila T-Shirts. Aus fairem Handel, selbst entworfen und regional bedruckt, erklären Maximilian Schmitt und Eva Naumann, die als Hauptamtliche den Hut im Café Exodus aufhaben.

Mit im Helferteam ist auch Brian. Der 20-Jährige ist seit vier Jahren im Café Exodus aktiv. „Das ist wie eine Familie, wie mein zweites Zuhause.“ Es ist seine dritte Rockwiese. „Das ist wie das Weihnachten vom Exodus“, erklärt er, „es ist harmonisch, alle sind nett und es gibt gute Musik. Da freue ich mich jedes Jahr wieder drauf.“ Dafür nimmt er auch gerne mit anderen Jugendlichen die Nachtwache in Kauf: „Da sitzen wir eingepackt in Decken auf der Bühne und passen auf, dass niemand etwas klaut.“

Die Jugendlichen sind auch verantwortlich für die Thekendienste am Getränkestand und die Künstlerbetreuung. Zum zweiten Mal bot der kurdische Kulturverein seine Spezialitäten an. Eine Win-win-Situation, wertet das exotische Essen das Festival auf und der Verein kann die Einnahmen aus dem Verkauf behalten kann. Alle anderen Erlöse der Rockwiese werden als Gage unter den Bands aufgeteilt.

Zum ersten Mal bei der Rockwiese präsentiert sich der Förderverein des Café Exodus mit einem Zelt. Hier können Fotos geschossen und ausgedruckt werden – anschließend nutzen viele die Möglichkeit, aus den Fotos Buttons auszustanzen. „Das kam super an“, berichtet Annika Wilk, die 1. Vorsitzende.

Rund 160 Mitglieder zählt der Förderverein. „Bei der Rockwiese sind noch einige hinzugekommen“, freut sie sich. Mit den Mitgliederbeiträgen unterstützt der Förderverein die pädagogischen Angebote des Café Exodus, damit etwa Konzertbesuche für die Jugendlichen bezahlbar bleiben.

Parallel zur Rockwiese läuft ein einwöchiger Musiker-Austausch mit den Bands aus Nantes und Tbilissi. Auch hier funktioniert alles auf ehrenamtlicher Basis. Unterkunft und Sight-Seeing-Programm übernehmen Helfer aus dem Café Exodus-Kreis. Rund um das Altstadtfest herum werden kleine Begegnungen wie eine gemeinsame Stadtführung und Ausflüge für die Gäste aus Frankreich und Georgien organisiert.

Jugendkulturtreff Café Exodus

Der Jugendkulturtreff Café Exodus ist seit 1994 eine offene Einrichtung für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13 bis 27 Jahren. Träger der Einrichtung ist das Bistum Trier, seit 2014 wird der Jugendclub mit Mitteln des Regionalverbands, der Stadt Saarbrücken und dem Förderverein Café Exodus mischfinanziert.

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt zum einen im offenen Treff/Café als Anknüpfungspunkt und Treffpunkt zur Freizeitgestaltung für Schüler und Auszubildende in Saarbrücken, zum anderen im Initiieren und Begleiten von Partizipationsmodellen für Jugendliche. Ihre Ideen sollen in Projekten und Veranstaltungen konstruktiv umgesetzt werden. In Gremien wie dem gewählten Leitungsteam und den wöchentlichen Arbeitskreisen wird die Umsetzung der Projekte geplant. red./dos

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