Mit der Europäischen Krankenversicherung gibt es eine Möglichkeit, sich gegen Krankheitskosten zu versichern. Viele Verbraucher haben davon noch nichts gehört. Die EUKV steht gewissermaßen im Widerspruch zu den bekannten Versicherungssparten in Deutschland. Lohnt es sich auf lange Sicht, die Absicherung ins Auge zu fassen? Wie funktioniert die Europäische Krankenversicherung und was sollten potenzielle Versicherte beim Abschluss beachten?
Europäische Krankenversicherung: Was ist das eigentlich?
In Deutschland gilt eine Versicherungspflicht – und zwar in zweifacher Hinsicht. Auf der einen Seite aufgrund der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung nach dem SGB V. Jeder, der einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgeht und kein Einkommen oberhalb der JAEG erzielt, muss sich in der GKV versichern. Auf der anderen Seite steht § 193 VVG – welcher die allgemeine Versicherungspflicht umreißt. Wer einen deutschen Wohnsitz hat, muss eine Krankenversicherung abschließen.
Und diese muss gewisse Rahmenbedingungen erfüllen. Dazu gehört, dass der gesetzliche Kranken- oder Pflegeversicherungsschutz als Mindeststandard erreicht wird. Mit der PKV als Voll- bzw. Beihilfetarif wird dieser Anspruch erreicht. Von vielen Verbrauchern unentdeckt fasst eine dritte Variante in Deutschland Fuß: Die Europäische Krankenversicherung – oder EUKV.
Dahinter verbergen sich besondere Tarife, die im Vergleich mit einer privaten Krankenversicherung oft deutlich günstiger sind – und von Unternehmen in der Europäischen Union angeboten werden. Damit können sich Versicherte einen günstigen Krankenversicherungsschutz beschaffen. Da die EUKV nach dem Prinzip der Schadensversicherung kalkuliert ist, wird sie oft günstiger als eine PKV – die nach dem Prinzip der Lebensversicherungen berechnet ist.
Vor- und Nachteile der Europäischen Krankenversicherung
Klingt, als wäre die EUKV eine echte Alternative. Und die Vorteile scheinen den Tarifen auch Recht zu geben. Neben einem im Vergleich günstigen Beitrag für den Schutz hat die EUKV einen zweiten wichtigen Vorteil: Da sie nach dem Prinzip der Schadensversicherung arbeitet, kann sie bei Nichtbestehen eines Versicherungsschutzes abgeschlossen werden, ohne dass rückwirkend Prämien anfallen.
In Deutschland gibt es nach wie vor mehrere zehntausend Menschen ohne Versicherungsschutz. Wer in die PKV oder GKV zurück will, muss dabei mit hohen Nachzahlungen rechnen. Diese Pflicht besteht in der Europäischen Krankenversicherung nicht. Außerdem wählen Interessenten im Antrag aus verschiedenen Tarifoptionen aus und bauen sich so einen passenden Schutz zusammen.
Aber: Die Tarife haben einige entscheidende Schwachstellen.
1. Keine substitutive Krankenversicherung
Aufgrund ihrer besonderen Rahmenbedingungen wird die EUKV bei einem Versicherungswechsel nicht als allgemeine Krankenversicherung anerkannt. Betroffene stehen damit wie ohne Krankenversicherung da und müssen bei einem späteren Wechsel in die PKV eine Nachzahlung fürchten.
2. Oft nur Laufzeit-Verträge
Die Verträge der EUKV werden oft nur über einen festen Zeitraum abgeschlossen. Läuft die Versicherung aus, müssen Betroffene wieder nach einem neuen Tarif suchen – mit eventuell höheren Kosten.
3. Keine Pflegeversicherung
Wer sich in der PKV oder GKV versichert, schließt in der Regel auch eine Pflegeversicherung ab. Dies fehlt der Europäischen Krankenversicherung. Ein entsprechender Zusatzschutz ist wiederum teuer.
4. Vorerkrankungen
Ist es bereits zu Vorerkrankungen gekommen, greifen bei den Versicherungen oft Leistungsausschlüsse. Damit ergibt sich in der Praxis eine Lücke in der Deckung.
Für wen lohnt sich eine solche Versicherung?
Die EUKV kann vor allem sinnvoll sein, wenn Menschen aus dem Ausland in Deutschland unterwegs sind – ohne Krankenversicherung – oder Arbeitnehmer ins Ausland entsandt werden. Oft wird auch damit geworben, dass die EUKV auf die Bedürfnisse von Nichtversicherten mit einem deutschen Wohnsitz ausgerichtet ist. Dies ist nur teilweise zutreffend. Gerade die fehlende Anerkennung als substitutive Krankenversicherung kann auf lange Sicht zum Problem werden. Dafür kann die EUKV die Zeit bis zur Rückkehr in die gesetzliche oder private Krankenversicherung ebnen, ohne dass zunächst Nachzahlungen für die versicherungslose Zeit fällig werden.
Fazit: EUKV als Alternative zur Krankenversicherung
In Deutschland gilt seit Jahren eine Versicherungspflicht. Trotzdem haben mehrere zehntausend Menschen keinen Versicherungsschutz. Die Europäische Krankenversicherung kann eine günstige Alternative zum herkömmlichen Versicherungsschutz sein. Trotzdem ersetzt sie GKV und PKV nicht vollständig – was unter anderem mit den Kalkulationsgrundlagen zu tun hat. Wer zudem später ins Angestelltenverhältnis wechselt, muss die Krankenversicherung eh neu denken. pr/jb