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Die dunkle Seite der Macht

Bildunterschrift: Die Menschen reagieren unterschiedlich, wenn Darth Vader mit seinen Gefolge von Imperialen Sturmtruppen und TIE-Kampfjet-Piloten auftritt. Foto: von Waldow
Die Menschen reagieren unterschiedlich, wenn Darth Vader mit seinen Gefolge von Imperialen Sturmtruppen und TIE-Kampfjet-Piloten auftritt. Foto: von Waldow - (Bild 1 von 1)

Zweibrücken. Im Jahr 2019 gründeten Star-Wars-Fans aus dem Saar-Pfalz-Kreis die Interessengemeinschaft „Imperial Navy“.Seitdem beleben Darth Vader und seine Kampftruppen zahlreiche Events und pflegen den Science-Fiction-Kult.

Der Gang von Dirk Russy wirkt schwer, seine Schritte bedächtig. Hoch aufgerichtet bleibt er stehen. Der 53-jährige Homburger bestätigt: „Wenn ich als Lord Vader auftrete, bewege ich mich anders.“ Das liege zum einen an dem Kostüm mit dem großen, schweren Helm, zum anderen an der Rolle selbst. Immerhin steht der „Dunkle Lord“ in den Star-Wars-Filmen als Commander an der Spitze des Galaktischen Imperiums, geachtet und gefürchtet von Freund und Feind.

Die Menschen reagieren unterschiedlich, wenn Darth Vader mit seinen Gefolge von Imperialen Sturmtruppen und TIE-Kampfjet-Piloten auftritt. Während die einen respektvoll auf Sicherheitsabstand gehen, lassen sich andere gerne mit ihren Idolen aus den berühmten Science Fiction Kult-Filmen auf Kuschelkurs fotografieren. Dirk Russy weiß: „Es gibt sehr viele Star-Wars-Fans.“ Allerdings haben die Wenigsten von ihnen daraus ein solch intensives Hobby gemacht, wie der gelernte Kfz-Mechaniker und seine Freunde.

Mit 15 von ihnen aus dem Saar-Pfalz-Kreis hat sich der Bosch-Mitarbeitet 2019 zur „Imperial Navy“, dem 261. TIE Corps der Tie-Fighter-Piloten zusammen geschlossen. Er erklärt: „Das ist unsere Stamm-Truppe. Mit der Treffen wir uns regelmäßig unregelmäßig, um Events und Neuerungen zu planen und vor allem, die Freundschaft und die Geselligkeit zu pflegen. Bei Auftritten kommen hin und wieder noch andere dazu.“ Dass sich die Mitglieder für die „Dunkle Seite der Macht“ entschieden haben, liege weniger daran, dass sie schneller und verführerischer sei, sondern an den auffälligen Kostümen.

Der Saarländer weiß: „Wenn wir drei Mann von der Sturmtruppe hinstellen, macht das schon etwas her.“ Zudem tritt die Gruppe in den verschiedensten Kostümen aus den Reihen der Imperialen auf, bei Faschings-Umzügen, dem Zweibrücker Kindertag, bei Wohltätigkeits-Veranstaltungen, Vereins- oder Firmen-Events, zur Eröffnung des letzten Star-Wars-Films im Kino oder bei Privatveranstaltungen wie Kindergeburtstagen.

Vor Kurzen hat Lord Vader im Freundeskreis sogar eine Braut zum Altar geführt. Er ergänzt: „Außerdem besuchen wir regelmäßig Science-Fiction-Veranstaltungen. Die nächste findet Ende September im Technikmuseum in Speyer statt. Da zeigen wir auch wieder unsere mittlerweile echt umfangreiche Helmausstellung. Es gibt so viele verschiedene in den unterschiedlichen Film-Szenen.“

Weil die „Imperial Navy“ nichts verkaufen und nicht gewinnorientiert sind, erhalten sie Standplatz und sogar Strom kostenfrei zur Verfügung, ähnlich wie bei der Messe „Kreativ“ in Pirmasens.

Gut 15 Jahre ist es her, seit sich Dirk Russy sein erstes Star-Wars-Kostüm zugelegt hat. „Ich hatte gehört, dass Guido Messika im Saarland welche anfertigt und verkauft. Und ich wollte ein Sturmtruppen-Kostüm“, erinnert sich der Kopf der Truppe. Mit seinen 1,83 Metern hat er die richtige Körperlänge dafür, allerdings waren die drahtigen Kampftruppen deutlich schlanker gebaut. Dirk Russy schmunzelt: „Erst als ich auf 100 Kilogramm abgespeckt hatte, konnte ich das Kostüm anziehen.“ Passender für seine kräftige Statur allerdings ist Darth Vader, den er sich 2015 zulegte. „Seitdem ist er meine Hauptfigur. Ich trete aber auch gerne als TIE-Fighter auf, das Kostüm ist ebenfalls bequem und man schwitzt nicht ganz so arg ­darin.“

Zudem sammle er die unterschiedlichen Helme der verschiedenen Kampftruppen quer durch die einzelnen Film-Folgen. Zu seinem Glück begeistert sich auch sein Chef, Peter Godzinski, dafür. Besonders spezialisiert habe sich dieser auf das originalgetreue Lackieren der Helmrohlinge, die oft aus dem 3-D-Drucker stammten. Mit Iwona Wozniak fand sich in Homburg eine Näherin, die selbst die kompliziertesten Kostüme entstehen lässt. Zu seinem 50. Geburtstag schenkte sich der glühende Star-Wars-Fan den Stuhl des Imperators und auch dessen Kostüm findet sich in seiner beständig gewachsenen Sammlung.

Ganz billig ist das Hobby nicht. Für ein Kostüm wie Lord Vader legt der begeisterte Saarländer einen vierstelligen Betrag auf den Tisch und auch die professionellen, hochwertigen Helme kosten mehrere hundert Euro. Während Dirk Russy bei jedem Auftritt wählen kann, darunter auch der Rote Garde, hat seine Freundin Bettina mit der „Zweiten Schwester“ lediglich ein einziges, wenngleich ausgefallenes, Kostüm. „Diese Figur gibt es nur in dem Playstation-Spiel“, erläutert Dirk Russy, der sich bestens auskennt in der fiktiven Welt des Star-Wars-Imperiums. Ebenfalls Seltenheitswert habe der extrem aufwendige Mandorianer, den Peter Godzinski jetzt gebastelt hat.

„Dieses Kostüm anzulegen dauert eine gute halbe Stunde und geht nur mit Kammerzofe“, weiß Dirk Russy.

Besonders stolz ist Imperial Navy auf seine Meister Yoda Figur, die mit nur 1,10 Metern Höhe jedoch lediglich aufgestellt wird. Die meisten Charaktere hingegen seien für hoch gewachsene Menschen besser geeignet. Interessierten Neulingen gegenüber sei die Truppe sehr aufgeschlossen. „Wir verleihen auch Kostüme oder Zubehör, wenn jemand einfach mal mitmachen und sich ausprobieren will, bevor er sich selbst etwas anschafft. Es muss halt nur passen.“

Kontakt per E-Mail an commander.imperial70@gmail.com.cvw

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