Der ermordeten Sinti und Roma gedacht

Landesvorsitzende Diana Bastian, Holocaust-Überlebender Victor Krause und Oberbürgermeister Uwe Conradt im Rahmen der Gedenkveranstaltung. Foto: Kossmann
Landesvorsitzende Diana Bastian, Holocaust-Überlebender Victor Krause und Oberbürgermeister Uwe Conradt im Rahmen der Gedenkveranstaltung. Foto: Kossmann - (Bild 1 von 1)

Saarbrücken. 4 300 Sinti und Roma wurden am 2. August

1944 im NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ins Gas getrieben. Dieser lange verleugnete Völkermord wirkt bis heute nach. Auch nach 1945 endete die gesellschaftliche und staatliche Diskriminierung der Minderheit nicht.

Lange Zeit wurde ihnen die Anerkennung verweigert, Opfer der rassistischen NS-Verfolgung gewesen zu sein. Erst am 17. März 1982 empfing Bundeskanzler Helmut Schmidt eine Delegation des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma im Bundeskanzleramt und erkannte den Holocaust an den insgesamt rund 500 000 Sinti und Roma erstmals für die Bundesrepublik Deutschland völkerrechtlich verbindlich an.

Die Anerkennung durch das Europäische Parlament am 15. April 2015 mit der Einführung des europaweiten Gedenktages am 2. August und die jährliche Gedenkveranstaltung in Auschwitz haben zur Bewusstseinsbildung beigetragen, dass Holocaust auch die Ermordung von Sinti und Roma im NS-besetzten Europa bedeutet.

Auch im Saarland dient dieser Tag jährlich in besonderer Weise zur Erinnerung und Mahnung. Der Landesverband Deutscher Sinti und Roma Saarland (https://lvbsr-saar.de/) mit seiner Vorsitzenden Diana Bastian hatte am 80. Jahrestag des 2. August 1944 zu einer Kranzniederlegung in den Anlagen der Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm eingeladen. Hier wurden Kränze von Oberbürgermeister Uwe Conradt, Landtagspräsidentin Heike Sylvia Winzent und der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Saarbrücken niedergelegt.

Im angrenzenden Hotel Mercure, welches sich heute auf einem Teil des ehemaligen Gefangenenlagers (Fläche des Frauenlagers) befindet, fand zuvor eine Gedenkstunde statt, bei welcher neben der Landtagsvizepräsidentin des Saarlandes Christina Baltes und dem Oberbürgermeister auch Innenminister Reinhold Jost und die Landesverbandsvorsitzende Diana Bastian an die vernichtenden Vorgänge durch die Nationalsozialisten erinnerten.

Holocaust-Überlebender Victor Krause berichtete aus seiner eigenen Familiengeschichte und die Erinnerungen, die der heute 86-Jährige an die Zeiten der Verfolgung und Vernichtung als Kind selbst mit ansehen musste und Mitglieder seiner Familie hierbei verlor. Diese bewegenden Schilderungen des Zeitzeugen machten die zahlreichen Gäste zutiefst fassungslos.

Dem Landesverband, der die Zusammenarbeit mit Stadt und Land als besonders hervorragend lobte, wurde im Rahmen dieser Veranstaltung noch einmal bestätigt, dass man mit dem Wunsch eines eigenes Denkmals in der Landeshauptstadt offene Ohren und Türen angetroffen habe. Dieses soll noch in diesem Jahr vor der Kirche Sankt Michael seiner Bestimmung übergeben werden.

Diese Kirche war eine Wirkungsstätte von Pfarrer Arnold Fortuin, welcher in der Zeit des Nationalsozialismus Hunderte von Sinti und Roma vor der Verfolgung durch den NS-Staat gerettet hat. ak

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