Comic-Helden Motive für Kirchenfenster

Bart Simpson, SpongeBob und andere Comichelden zieren die Kirchenfenster der Sechstklässler. Foto: Ute Kirch
Bart Simpson, SpongeBob und andere Comichelden zieren die Kirchenfenster der Sechstklässler. Foto: Ute Kirch - (Bild 1 von 1)

Saarbrücken. SpongeBob, Spiderman, Hulk oder Bart Simpson in barocken Rundbogenfenstern – Comicfiguren wohin das Auge blickt. Auf die Frage, wie Kirchenfenster heutzutage aussehen müssten, um für Kinder interessant zu sein, haben die Sechstklässler des bischöflichen Willi-Graf-Gymnasiums in Saarbrücken eine eindeutige Antwort: Die Comichelden der Jetztzeit ersetzen bei ihnen die Heiligen aus biblischen Tagen.

Entstanden sind die farbenfrohen „Kirchenfenster“ aus Transparenzpapier Ende des vergangenen Schuljahres im Kunstunterricht. Anlässlich des 100. Weihejubiläums der St. Michaelskirche, das am 29. September mit einem Pontifikalamt mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann gefeiert wird, hatte die Kirchengemeinde St. Johann den Wettbewerb „Zukunft der Kirche“ ausgelobt. Bis Donnerstag, 10. Oktober, sind die Kunstwerke in der Kirche St. Michael in Saarbrücken zu sehen.

Architekturmodelle von Kirchen der Zukunft

Darüber hinaus haben Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse Architekturmodelle von Kirchen der Zukunft gebaut. Wie wünsche ich mir Kirche in Zukunft? Was müsste sich verändern?, dies waren zugrunde liegende Fragen. „Eine Gruppe hat ein Gotteshaus entworfen, das allen Religionen offensteht, eine andere hat eine leerstehende Kirche umgebaut zu einem gemütlichen Ort der Ruhe mit Sofas“, erklärt Kunstlehrerin Eva Eid. Interessant auch das Kirchenmodell, das an einen Bunker erinnert: „Es symbolisiert einen sicheren Rückzugsort inmitten einer lauten, kriegerischen Welt.“

Das Göttliche in der Natur erfahren

Mit dem Kunst-Grundkurs in Klasse 11 hat die Kunstlehrerin Landschaftsmalerei der Romantik durchgenommen, insbesondere die Strömung des Pantheismus. „Er besagt, dass Gott in der Natur erfahrbar ist“, erklärt Eid, „die Landschaft wurde stark idealisiert und phantasievoll dargestellt. Sie repräsentiert das Göttliche, das in unserer teils zerstörten Natur nicht zu finden ist.“

Die Bilder der Epoche drückten die Sehnsucht nach einer Einheit zwischen Glauben und Mensch aus, die durch die andauernden Kriege gestört ist.

Bevor sich die 10. Klasse von Kunstlehrer Andreas Dinter ans Werk machte, besichtigte sie mit Pfarrer Eugen Vogt die Kirche – im Anschluss konnten sie in Gemälden oder Kollagen ihren Gedanken freien Lauf lassen oder auch ihre Kritik an der Institution Kirche zum Ausdruck bringen. Ein Schüler stellte in seinem Gemälde den Abschied von der Kirche seiner Kindheit dar: die im vergangenen Jahr entwidmete Thomas-Morus-Kirche, an deren Stelle nun ein Seniorenheim steht. Die Rolle der Frau in der Kirche thematisierte eine Schülerin: Auf ihrem Bild blickt der Papst in den Spiegel und sieht eine Frau. „Was nicht ist, kann ja noch werden“, hat sie ihr Bild überschrieben. Bei einem anderen Bild fliegen aus einem leerstehenden Kirchengebäude unzählige weiße Friedenstauben: „Auch wenn das Kirchengebäude ohne Menschen ist, geht der Geist hinaus in die Welt“, sagt Dinter.

Preisverleihung bei der Finissage

Eine Jury bestehend aus Dr. Michaela Collinet (Katholische Erwachsenenbildung Saarbrücken), der Malerin Vera Loos (Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler BBK Saarland) und Professor Markus Otto, Kurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz im Saarland, wählt aus den drei Kategorien – Kirchenfenster, Architekturmodell und Malerei – jeweils einen Sieger aus. Preisverleihung ist während der Finissage am 10. Oktober. „Die Sieger erhalten ein Taschengeld für die Klassenkasse“, sagt Monika Sommer-Hasenstein von der Arbeitsgemeinschaft „100 Jahre St. Michael“, die den Wettbewerb für die Kirchengemeinde ausgelobt hat.

Die Ausstellung ist bis 10. Oktober während der Öffnungszeiten der Kirche St. Michael (Schumann­straße 25) zu besichtigen: samstags 15-18 Uhr und während der Gottesdienste.

Die Kirchengemeinde St. Johann lädt zum Vortrag „Wohin steuert die Kirche? Glaubwürdigkeit auf dem Prüfstand“ für Donnerstag, 19. September, um 19 Uhr, ein. Referentin ist PD Dr. Urszula Pekala (Universität des Saarlandes).

red./tt

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