Gräfinthal. Auf Einladung von Landrat Dr. Theophil Gallo nutzte eine Delegation aus Polen und Deutschland ihren Besuch im Saarpfalz-Kreis anlässlich des Jubiläums „20 Jahre Spohns Haus“ zur Besichtigung der Gedenkstätte für die Familie Ulma in Gräfinthal. Anlass für eine Gedenkstunde vor Ort war der Todestag der Familie Ulma, der sich am 24. März 2025 zum 81. Mal jährte.
Landrat Dr. Theophil Gallo, Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Saar e. V., sowie die Benediktinerbrüder Wilhelm und Petrus vom heimischen Priorat, begrüßten vor Ort den polnischen Landrat von Lancut, Adam Krzyszton, die Leiterin des Amts für Bildung in Podkarpackie, Dorota Nowak-Maluchnik, den Vorsitzenden für das Weimarer Dreieck Deutschland, Dieter Hackmann mit dessen Ehefrau Agata aus Erfurt, die Vorsitzende des Weimarer Dreiecks in Frankreich, Hermine Aghasaryan, und Dr. Jerzy Wegrzynowski, ehemaliger Geschäftsführer von Spohns Haus. Dr. Violetta Frys, Europabeauftragte des Saarpfalz-Kreises und Leiterin der Stabsstelle Europa, und auch der ehemalige Kreisbeigeordnete Dieter Knicker begleiteten die Gruppe.
Pater Petrus hielt in der Klosterkapelle eine Andacht, die der Kirchenmusiker Christian von Blohn aus St. Ingbert an der Orgel feierlich umrahmte. Dafür wählte der Organist eigens geistiges und weltliches polnisches Liedgut aus, welches die Gäste zum Mitsingen einlud. Unter der Leitung von Christian von Blohn hatte der Chor Collegium Vocale Blieskastel bereits im Vorjahr bei der Einweihung der Gedenkstätte mit polnischen Liedern die Gäste begeistert.
Auch Landrat Dr. Theophil Gallo betonte: „Es freut mich sehr, dass wir heute hier zusammenkommen, auch wenn der Anlass wahrlich kein schöner ist. Doch die Gedenkstätte, die wir hier im Klostergarten für die von den Nazis 1944 ermordete Familie Ulma errichtet haben, hält die Erinnerung an ihr mutiges und selbstloses Handeln wach, lässt uns erkennen, wie notwendig Menschlichkeit und Nächstenliebe für unsere Gesellschaft sind und dass es unerschrockene Menschen gegeben hat und gibt, die trotz schrecklicher Folgen dennoch an ihren Werten festhalten.“
Das Ehepaar Jozef und Wiktoria Ulma aus Markowa im Partnerkreis Lancut versteckte während der deutschen Besetzung Polens trotz drohender Lebensgefahr zwei Jahre zwei jüdische Familien, um sie vor dem Holocaust zu retten. Ein Verrat kostete sie und ihre Kinder das Leben.
Das nach der Familie Ulma benannte Museum und Markowa waren am 10. September 2023 Ort der Seligsprechung der Familie, nachdem der vor wenigen Tagen verstorbene Papst Franziskus im Dezember 2022 in einem Dekret das Martyrium des polnischen Ehepaars und seiner sieben Kinder anerkannt hatte. Die Geburt des siebten Kindes muss während der Hinrichtung eingesetzt haben. Die Geschichte all dieser Geschehnisse ist in dem vor wenigen Monaten erschienenen Buch von Thomas Alber mit dem Titel „Es gibt keine größere Liebe“ historisch ausführlich korrekt dargestellt.red./wj