Schmelz. Wegen umstrittener Beschlüsse des Bistums Trier und der katholischen Kirchengemeinde Schmelz-Bettingen musste sich der Kirchenchor Cäcilia St. Stephan vor zwei Jahren auflösen.
Nunmehr lud der ehemalige Vorsitzende des Kirchenchores, Gerhard Dräger, zur Vollstreckung des Testamentes in die Räumlichkeiten des Bettinger Kinderhauses ein. Im Beisein von 40 Gästen, darunter Bürgermeister Wolfram Lang und dessen Vorgänger Armin Emanuel sowie dem pensionierten Priester Ernst Theobald, wurde das Restvermögen des ehemaligen Kirchenchores Cäcilia Schmelz-Bettingen für karitative Zwecke gespendet. Demnach gab es jeweils 6 000 Euro für den Förderverein des Bettinger Kinderhauses, das Schmelzer Hospiz Christophorus und die Elterninitiative krebskranker Kinder im Saarland e. V.
„In unserer letzten Generalversammlung im November 2022 haben die Mitglieder des Kirchenchores entschieden, unser hart erarbeitetes Restvermögen nicht an die Kirchengemeinde, sondern für karitative Zwecke zu spenden“, berichtete Dräger.
Er fungierte nach Auflösung des Vereins als dessen Liquidator. Vor Beginn der offiziellen Veranstaltung spielte Dräger das bekannte Lied vor, „Time to say goodbye“, was so viel bedeutet, wie, „Zeit, um endgültig Abschied zu nehmen“. Sichtlich gerührt erinnerte Dräger an die jahrzehntelange erfolgreiche Arbeit des Kirchenchores St. Stephan nicht nur was Kirchenmusik angeht, sondern auch an viele gemeinnützige Aktionen und Aufgaben im Bildungsbereich.
„Wir haben Theologie-Studenten, teils bis zur Weihe zum Bischof, und Einrichtungen in Indien finanziell unterstützt, aber auch Studienreisen mit organisiert, uns an Pfarrfesten aktiv beteiligt sowie Solisten und Instrumentalisten bezahlt, die bei Festmessen auftraten“, bestätigte Dräger.
Im zivilen Bereich habe sich der Chor 65 Jahre lang mit Kappensitzungen engagiert. Desto unverständlicher sei es, dass laut Anordnung des Bistums im Januar 2022 die Chorleiterin ihre Tätigkeit einstellen musste, dem Kirchenchor die Proberäume entzogen wurden, Noten und sonstige Gegenstände im Eigentum der Kirchengemeinde zurückgegeben werden mussten und der Kirchenchor hätte umbenannt werden müssen.
Der fatale Streit zwischen Pfarrer Thomas Damke, hinter dem der kirchliche Verwaltungsrat stand, und dem seit 146 Jahren bestehenden traditionsreichen Kirchenchor mit zuletzt über 150 aktiven sowie inaktiven Mitgliedern entzündete sich an der Vereinskasse des Chores.
Der Kirchenchor verfügte wegen seiner zahlreichen Aktivitäten, unter anderem durch die Organisation von Kappensitzungen, über ein beträchtliches Vermögen. „Obwohl unser Chor seit seiner Gründung im Jahr 1876 als juristische Person eigenständig ist, bestand die Kirchengemeinde darauf, die Kassengeschäfte offenzulegen und die Konten an sie zu übertragen“, bedauert Dräger. Mit der geforderten Offenlegung sei der Verein einverstanden gewesen, jedoch nicht mit der Übertragung der Konten an die Kirche.
Bürgermeister Lang sprach von einem Horrorszenario wie der Kirchenchor quasi in die Insolvenz getrieben worden sei und bedauerte dies. Steven Zimmer und Christin Altmayer, Vorstandsmitglieder des Fördervereins für das Bettinger Kinderhaus, bedankten sich für die großzügige Geldspende ebenso wie Kindergartenleiterin Claudia Herrmann.
Das Geld werde unter anderem für die Anschaffung von Spielgeräten verwendet. „Wir werden das Spendengeld für den Kauf medizinischer Geräte und die Organisation von Ausflügen mit den Kindern einsetzen“, berichteten Frank und Christiane Gläser. Sie sind Spendenbeauftragten der Elterninitiative für krebskranke Kinder, die ihren Sitz in Homburg hat. Josif Amam und Sabine Alt vom Hospiz Christophorus werden die Spende für den Kauf von Medikamenten, Pflegematerial und Küchenausstattung verwenden. Ehemalige Mitglieder und Freunde des aufgelösten Kirchenchors treffen sich jeden ersten Freitag im Monat um 20 Uhr im Hüttersdorfer Gasthaus Klim Bim. rgi