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Aufgearbeitete Schicksale

Bildunterschrift: Reimund Franz, Prof. Joachim Conrad, Beigeordneter Ulli Klein, Johannes Folz, Prof. Franz Folz und Alban Dörr (von links) hinter dem Mahnmal. Foto: Stadt Püttlingen.
Reimund Franz, Prof. Joachim Conrad, Beigeordneter Ulli Klein, Johannes Folz, Prof. Franz Folz und Alban Dörr (von links) hinter dem Mahnmal. Foto: Stadt Püttlingen. - (Bild 1 von 1)

Püttlingen. Seit kurzem zeugen zwei Stelen an der Martinskirche von dem unvorstellbaren Schicksal zweier Jungsoldaten. Helmut Langer und Wilhelm Küpper finden dank Prof. Franz Folz, seinem Sohn Johannes und Alban Dörr hier nun einen Platz der Andacht. Die beiden jungen Männer wurden ganz in der Nähe vor 80 Jahren durch den Wahnsinn des National-sozialismus ermordet.

Jüngst wurden die Mahnmale der Öffentlichkeit präsentiert. Die Resonanz war überwältigend: Unzählige Bürger nahmen an der Segnung der Mahnmale teil.

Stille kehrt ein, als Alban Dörr begleitet von den Gitarristen Roland Schuler und Nathanael Dörr mit dem Lied „Spaziergang“ von F. J. Degenhardt beginnt. Die Betroffenheit und Trauer der Anwesenden war deutlich zu spüren, als die Rechercheergebnisse über das Schicksal der beiden 19-jährigen Soldaten von Franz Folz vorgetragen wurde. Zusammen mit Alban Dörr hatte Folz, beide Mitglieder der Bürgerinitiative Erinnerungsarbeit Püttlingen, über zwei Jahre recherchiert um das Nazi-Verbrechen an den zwei jungen Soldaten, das am 3. März 1945 in Köllerbach begangen wurde, aufzuarbeiten und soweit wie möglich aufzuklären.

Betroffenheit und Trauer

Die beiden Jungsoldaten sind Opfer eines Regimes geworden das die Würde des Menschen mit Füßen tritt. Durch eine undurchsichtige militärjuristische Rechtsprechung wurde ein Todesurteil ausgesprochen, das zu ihrer unrechtmäßigen Erschießung im sogenannten Mohmschen Steinbruch im Ortsteil Kölln führte.

In der Vorstellung durch Leander Neudeck und Lucas Dincher lernten die Zuhörer Helmut Langer und Wilhelm Küpper kennen. Das Totengeläut der Martinskirche um 19.07 Uhr, dem Todeszeitpunktder beiden vor 80 Jahren, und das anschließende Ave Maria, gespielt von Florence Scherer (Violine), boten Zeit zum Nachdenken. Die Stille hält an, während das Mahnmal enthüllt und durch Prof. Joachim Conrad und Reimund Franz gesegnet wird. Johannes Folz stellt das Mahnmal vor, erzählt, dass die beiden Stelen aus Steinen gefertigt wurden, die für die Geburtsorte der Ermordeten stehen. Pfar-rer Conrad fasst die Stimmung der Anwesenden mit den Worten „Eine Stille, die gut tut.“ auf und welche Bedeutung mit den Stelen assoziiert werden können. Denn, ein Mahnmal soll mahnen – eine Gedenkstelle lädt zum Gedenken ein – ein Denkmal, so sagt schon das Wort: Denk mal… Ein Plädoyer für den Frieden. So wächst die Gemeinschaft in einem gemeinsamen Gebet näher zusammen. Die Stille kehrt wieder ein, als der Mädchenchor der Walddorf-schule Altenkessel das Lied „Frieden“ von Udo Lindenberg präsentiert und Beigeordneter Ulli Klein in seinen Abschlussworten bittet: „Lassen Sie uns gemeinsam für den Frieden eintreten, nicht nur in Gedanken, sondern auch in Taten. Möge dieses Mahn-mal uns stets daran erinnern, dass Frieden kein Selbstverständnis ist, sondern ein Ziel, für das wir alle Verantwortung tragen“.

Unter www.puettlingen.de wurden die Rechercheergebnisse der Bürgerinitiative Erinnerungsarbeit Püttlingen festgehalten. Auch das Schicksal der beiden Jungsoldaten kann hier nachgelesen werden. red./jj

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