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Abgeordnete des HWG

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Wadern. Politikern, die gerade in Berlin waren, kann es schon mal passieren, dass sie noch während der Heimreise von der Presse kontaktiert werden, um ihr Handeln zu kommentieren. Diese Erfahrung machten gerade auch „Jungpolitiker“ vom Hochwald-Gymnasium Wadern. Während ihrer Zugfahrt von Berlin ins Saarland wurden sie vom Radiosender „Unser Ding“ kontaktiert und gaben dem Sender im ICE en Interview, das noch am gleichen Tag auf Sendung ging.

Was ist der Hintergrund? Acht Schülerinnen und Schüler des HWG beteiligten sich eine Woche lang in Berlin am politischen Planspiel „Modell Europa Parlament“. Dabei schlüpften sie in die Rolle von Europaabgeordneten und diskutierten gemeinsam mit Jugendlichen aus allen Bundesländern sowie aus Ungarn und Österreich aktuelle europapolitische Themen. Zu jedem Thema wurde ein Ausschuss gebildet, um eine Resolution, also eine Art Gesetzentwurf, zu erstellen. Thematisch ging es z.B. um die Wirtschaftsbeziehungen der EU zu den USA, den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor den Gefahren sozialer Medien und Künstlicher Intelligenz, den Schutz von Frauen vor geschlechtsspezifischer Gewalt oder die Bekämpfung des Fachkräftemangels in der EU.

Zwei Tage lang berieten die Ausschüsse u.a. in verschiedenen Landesvertretungen. Auch in der saarländischen Landesvertretung tagte ein Ausschuss, der von Svenja Waschbüsch vom Hochwald-Gymnasium geleitet wurde. Er beschäftigte sich mit der Frage nach dem Erhalt der Demokratie in Europa. Begrüßt wurden die „Jung-Parlamentarier“ vom Leiter der Landesvertretung, Staatssekretär Thorsten Bischoff. Auch die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, zur Zeit Präsidentin des Bundesrates, schaute bei den Jugendlichen vorbei und beantwortete einige Fragen zu den aktuellen Sondierungsverhandlungen. Die MEP-Abgeordneten kamen in Berlin noch mit weiteren Politikern in Kontakt. Bei der Eröffnung des Modellparlamentes im Bundespresseamt sprach die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann mit den Jugendlichen und stellte sich ihren Fragen. Zu einer Fishbowldiskussion kam die Staatsministerin des Auswärtigen Amtes, Anna Lührmann, zu den Jugendlichen.

Der Höhepunkt der Parlamentssimulation war die zweitägige Plenarsitzung im Plenarsaal des Bundesrates. Die Jugendlichen nahmen dort Platz, wo sonst die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten ihrer Bundesländer sitzen, um auf Bundesebene als Gesetzgeber die Ländermeinung zu vertreten. Hier wurden die acht verfassten Resolutionen beraten und diskutiert. Es ging zu wie in der richtigen Politik: Änderungsanträge wurden diskutiert, in Reden wurde die Resolution vorgestellt. Aus dem Plenum konnte es Gegenreden gegen den Gesetzentwurf geben und der Ausschuss verteidigte seine Vorlage. Am Ende stand dann eine Abstimmung und dabei mussten einige Ausschüsse die Erfahrung machen, dass das Plenum den erarbeiteten Entwurf ablehnte – auch das kann in der echten Politik so geschehen.

Insgesamt konnten die Jugendlichen in dem Planspiel sehr viele Erfahrungen sammeln über den Ablauf des Politikbetriebs. So kann das im Unterricht nicht vermittelt werden. Und dass die Presse sie im Zug bei der Heimfahrt kontaktiert und sie noch im Zug eine Stellungnahme in einem Interview abgegeben haben, haben die Wadern Schülerinnen und Schüler so sicher auch noch nicht erlebt.

Hintergrund: Das Modell Europa Parlament ist ein bundesweites Projekt, an dem aus jedem Bundesland eine Schule beteiligt ist. Das Saarland wird hier seit über 20 Jahren vom Hochwald-Gymnasium Wadern vertreten. Dabei konnte die Schule schon einige Erfolge erzielen. Immer wieder wurden Schülerinnen und Schüler aus Wadern wegen besonders guter Leistungen für die Teilnahme als deutsche Delegierte in internationalen Parlamentssimulationen nominiert. Auch in diesem Jahr ist das einer HWG-Schülerin gelungen. Folgende Schülerinnen und Schüler haben am politischen Planspiel Modell Europa Parlament in Berlin teilgenommen: Samantha Becker-Paredes, Emma Geib, Anni Winkel, Hanna Hero, Shanice Kerscher, Paula-Marie Tibo, Julius Conrad, Jia Zheng Zhang; als Ausschussvorsitzende hat Svenja Waschbüsch einen Ausschuss in Berlin geleitet. Vorbereitet und betreut wurde die MEP-Gruppe von den Politiklehrern Katrin Apotekar und Edwin Didas. Finanzielle Unterstützung hat das HWG bei dem Projekt von zwei Sponsoren erhalten: der Abteilung für Europaangelegenheiten in der Staatskanzlei, an deren Spitze Staatssekretär David Lindemann steht, sowie der Union Stiftung in Saarbrücken.

 

Unser Leserreporter Edwin Didas aus Nohfelden

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