Wattweiler. „Traditionen bewahren und Zukunft gestalten“: Diese Leitlinie hat sich der Obstbauverein Wattweiler vor rund einem Jahr auf seiner Jahreshauptversammlung als Zielrichtung vorgegeben. Auf der kürzlich stattfindenden Mitgliederversammlung 2024 wird deutlich: dank großem Engagement ist bereits einiges auf den Weg gebracht worden, vieles soll angepackt werden.
„Der Verein ist seit 1910 in Wattweiler aktiv und wir möchten auch künftig etwas zur Dorfgemeinschaft und zum Naturschutz beitragen“, betont Roland Loch, Vorstandsvorsitzender des Obstbauvereins Wattweiler, vor den anwesenden Mitgliedern. Dem Vorstandsteam sei es wichtig, Menschen Freude zu bereiten und das Dorfleben zu bereichern.
Dass dies nicht nur leere Worthülsen sind, zeigt der Rechenschaftsbericht des Vorstandsvorsitzenden. Darin wirft Loch einen Blick auf die Veranstaltungen, Aktionen und Arbeitseinsätze im vergangenen Jahr: Der zweiwöchentlich sonntags stattfindende Frühschoppen lud mit zahlreichen Specials etwa zum Feiern (Fasenacht- und Weihnachtspezial), aber auch zum Selbermachen (Sauerkraut und Forellen räuchern) ein. Naturfreunde kamen bei der Vogelstimmen- oder Maiwanderung auf ihre Kosten. Wissenswertes zum Obstbaumschnitt gab es in Theorie und Praxis bei verschiedenen Schnittkursen. Bei der ersten Kräuterwanderung lernten die Teilnehmenden heimische Kräuter kennen und zauberten sogleich leckere Salate und Desserts. Mit dem Start der Aktion „Goldene Sichel“ begann der Verein dem Mistelbefall der Obstbäume in der Region zu begegnen. Die erste Ausbeute wurde in der Adventszeit auf dem Dorfplatz verkauft. Und im Hintergrund sorgten zahlreiche Helferinnen und Helfer unter anderem dafür, das Vereinsheim (Stichwort: neue Toiletten) und die Kelter zu pflegen beziehungsweise zu renovieren.
Zu den Höhepunkten zählten außerdem der Natur- und Erlebnistag in Kooperation mit der Straußjugend Wattweiler, auf dem auch die Jäger mit der „Erlebnisschule Wald“ präsent waren. Am Ostersamstag, 30. März, geht der Natur- und Erlebnistag ab 11 Uhr in die nächste Runde. Dann ist wie 2023 auch wieder etwas für die Erwachsenen geboten. Nach einer mehrjährigen Zwangspause durch die Corona-Pandemie gab es zudem erstmals wieder ein Sommernachtsfest. Für Stimmung sorgte dabei auf dem vollen Vereinsgelände die Band „Die Eichelhäher“. „Das war ein richtig schönes Fest. Wiederholung 2024 garantiert“, so Loch. Und bei der dritten Staffel von „Wattweiler sucht die Startomate“ wurden wieder die schönsten, leckersten und schwersten Tomaten gekürt. „Auch für 2024 haben wir wieder ein buntes Programm zusammengestellt“, verweist Loch auf den Terminkalender, der auf der Homepage (wwwo.obstbauverein.de) zu finden ist.
Apropos Homepage: Diese ist nach einem Relaunch seit Februar in neuem Look online und damit „auch ein Beleg dafür, dass wir im vergangenen Jahr viel erreicht und erste Vorhaben aus der Agenda 2023 bis 2025 auf den Weg gebracht haben“. Das sei aber nur mit Teamwork möglich. Entsprechend schließt Loch seinen Rückblick mit einem großen Dankeschön an das Vorstandsteam, alle Mitglieder und Gäste der Events ab. „Wir haben ein engagiertes Team, dass nach vorne schaut, Ideen einbringt und diese auch umsetzt.“ Nur so könne der Verein mit Leben gefüllt werden. „Aber ohne Menschen, die zu unseren Events kommen und mitmachen, bringt das natürlich alles nichts“, sagt er zu den anwesenden Mitgliedern.
Von diesen hat der Obstbauverein Wattweiler aktuell 877, wie Loch in einem kleinen Statistikblock ausführt. Das Besondere daran: Sie stammen aus 47 verschiedenen Postleitzahlengebieten und leben in 83 verschiedenen Orten im Umkreis von bis zu mehr als 200 Kilometern. Eine weitere interessante Zahl: in 2023 wurden 333 Kassenbuchungen vorgenommen. „Rein rechnerisch gab es also fast jeden Tag eine Buchung. Das zeigt auch, dass im Verein einiges bewegt wird“, hebt Loch hervor. In diesem Zusammenhang bescheinigen die Kassenprüfer Herbert Brünisholz und Johan Sturm eine fehlerfreie Kassenführung. Der Empfehlung, die Vorstandschaft entsprechend zu entlasten, kommen die Mitglieder einstimmig nach.
Dass der Verein so viele Mitglieder hat, liegt auch an der vereinseigenen Kelter. Hier können Mitglieder ihr eigenes Obst zu Apfelsaft pressen lassen. Rund 16000 Liter waren es 2023. „Ein eher schlechtes Apfeljahr“, weiß Loch. Im Vergleich: 2022 wurden 40000 und 2021 sogar 60000 Liter in dem kleinen Kelterhäuschen in der Ortsmitte des Zweibrücker Stadtteils gepresst.
Mitverantwortlich für das Gelingen der Keltersaison im September und Oktober eines jeden Jahres ist Otto Fernau. Der Kelterwart organisiert alles rund um den Kelterbetrieb und zählt seit vielen Jahren zu den Säulen des Vereins. Entsprechend verwundert es nicht, dass er zu den sechs Personen zählt, die Loch während der Hauptversammlung für besondere Leistungen ehrt. Neben Fernau waren dies Christa und Horst Reitnauer für ihren Einsatz in der Küche, Sandra Loch für das Finanzmanagement, Domenico Di Stefano für seine professionelle Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Bauprojekten sowie Elli Hoffmann für ihre Tomatenleidenschaft und die regelmäßige Teilnahme an „Wattweiler sucht die Startomate“. „Sie sind immer mit Spaß dabei, so soll es sein“, sagt Loch bei der Urkundenübergabe.
Spaß ist dann auch das passende Stichwort. „Uns ist es wichtig, dass wir alle immer Spaß bei der Sache haben. Denn Ehrenamt soll Freude bereiten“, betont Loch. Jede und jeder sei herzlich eingeladen dabei zu helfen, das Vereinsleben weiter so vielfältig zu gestalten. Um dies zu ermöglichen, hat der Verein im vergangenen Jahr seine Struktur verändert und vier Interessengruppen gegründet: die Interessengruppen Kelter, Selbstversorgung, Streuobst sowie Medien und Events.
„Denn klar ist: Nicht jeder hat Interesse am Baumschnitt. Der eine interessiert sich vielleicht eher für Selbstversorgerthemen, die andere möchte gerne Social Media-Arbeit machen oder Events planen.“ Dank der Interessengruppen ist das laut Loch nun nach den persönlichen Vorlieben und auch zeitlichen Ressourcen möglich. Alle Infos und Kontakte dazu gibt es auf der Vereinswebsite unter www.obstbauverein.de. „Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich ganz unverbindlich melden. Wir freuen uns alle, die mit uns Gemeinschaft gestalten möchte“, lädt Loch zum Mitmachen ein. „Viele denken bei Obstbauvereinen ja: Hier sitzen ein paar alte Männer auf einem Baum, schneiden ihn und trinken danach Schnaps. Das machen wir manchmal natürlich auch, aber wir bieten noch so vieles mehr“, sagt Loch mit einem Schmunzeln.
Unser Leserreporter Andreas Attinger aus Zweibrücken