Homburg. Homburg. Im Rahmen des gemeinsamen Neujahrsempfangs des CDU Stadtverbandes und der CDU Stadtratsfraktion Homburg am vergangenen Samstag im Saalbau ehrte man mit dem heute 88jährigen Siegfried Meyer ein treues Parteimitglied, welches 1955 zu einer Zeit in Saarbrücken in die Partei eintrat, als die CDU im Saarland als Partei gerade erst wieder zugelassen wurde. In einem Sechs-Augen-Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Markus Uhl (zugleich CDU-Stadtratsvorsitzender) und dem WOCHENSPIEGEL erinnerte sich der zuvor Geehrte an die damalige Zeit zurück. „Das hat sogar zu Streitigkeiten in unserer Familie geführt“, so Meyer. Es war die Zeit vor der zweiten Saarabstimmung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sprachen einige Argumente für eine starke Bindung des Saargebietes an Frankreich: So war die politische Lage Deutschlands unklar und die wirtschaftliche Situation katastrophal. Auch konnte man so eine politische Annexion, Reparationsforderungen und Demontagen durch Frankreich verhindern. Eine Position, die von der Christlichen Volkspartei (CVP) unter Johannes Hoffmann vertreten wurde, welche von 1947 bis 1955 – meist zusammen mit den Sozialdemokraten – die saarländische Regierung stellte. Hoffmann setzte sich für ein autonomes Saarland ein, das Teil des französischen Wirtschaftsraumes und eingebettet in das zusammenwachsende Europa sein sollte. Kritik riefen seine geradezu polizeistaatlichen Methoden hervor, mit denen er gegen die „prodeutsche“ Opposition in seiner Zeit als Ministerpräsident vorging. Diese, bestehend aus der Demokratischen Partei Saar (DPS), der Christlich Demokratischen Union (CDU) und der Deutschen Sozialdemokratischen Partei (DSP), wurde von der Regierung Hoffmann verboten.
Zum Leidwesen der Bundesregierung erhob Frankreich die Beziehungen zur Saar im Januar 1952 völkerrechtlich auf die diplomatische Ebene. 1954 machte Frankreich zudem die Lösung der Saarfrage zur Bedingung für den Abschluss der Pariser Verträge, welche die Aufhebung des Besatzungsstatuts in der Bundesrepublik sowie ihre Wiederbewaffnung regeln sollten. Je mehr das Saarproblem Konrad Adenauers Kurs der Westbindung als damaligem Bundeskanzler erschwerte, desto intensiver bemühte er sich um eine einvernehmliche Lösung mit Frankreich. In langen Verhandlungen einigte er sich mit dem französischen Ministerpräsident Pierre Mendès France am 23. Oktober 1954 auf ein europäisches Saarstatut.
Adenauer befürwortete dieses, wodurch er in Hinblick auf die Abstimmung auf einer Linie mit der Regierung Hoffmann war, obgleich er dessen restriktive, undemokratische Politik kritisch einschätzte.
Nach dem weiteren Verlauf der Geschichte und Adenauers historischem „Bochumer Appell“ schlossen sich die prodeutschen Parteien, worunter im Vorfeld des Abstimmungswahlkampfes auch die CDU wieder politisch agieren konnte, zum „Deutschen Heimatbund“ zusammen und versammelten vereint zahlreiche Statutsgegner um sich herum. Dies sowie eine zunehmende Unzufriedenheit mit den teils unterdrückerischen Maßnahmen der Regierung Hoffmann führten zu einem Umschwung im Abstimmungskampf. Hinzu kam ein gewachsenes Vertrauen in die Wirtschaftskraft der Bundesrepublik sowie ihre gestiegene internationale Anerkennung. Nach einem leidenschaftlichen, teils gewaltsamen Abstimmungskampf, der durch Familien und Freundschaften ging, bei dem Befürworter als Separatisten und Ablehner als Nationalisten und Nationalsozialisten beschimpft wurden, stimmten am 23. Oktober 1955 schließlich 67,7 Prozent der Stimmberechtigten bei einer Wahlbeteiligung von 96,7 Prozent gegen das Statut und somit zum Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland. Eine sehr lebhafte Zeit, die auch die ersten politischen Erfahrungen des damals 18-jährigen Neuparteimitgliedes interessant machten und ihn spannend berichten ließen.
Für seine 70jährige Treue zur CDU (zunächst in Saarbrücken und seit seinem Umzug nach Homburg in den 1970er Jahren hier) zeichneten ihn daher im Rahmen des Neujahrsempfangs urkundlich Friedrich Merz als Bundesvorsitzender, Landesvorsitzender Stephan Toscani und die Kreisvorsitzende Jutta Schmitt-Lang aus. Zu der anwesenden Landtagsabgeordneten gesellten sich vor Ort MdB Markus Uhl, Oberbürgermeister Michael Forster sowie Stadtratsfraktionsvorsitzender Michael Rippel. „Es wird wohl kaum eine Hand voll CDU-Mitglieder im Saarland geben, die diese Auszeichnung erhalten“, so Uhl. „Ihnen gilt daher unser Respekt und unsere Hochachtung“. ak